
Studie Online-Shopping: Geringe Hemmschwelle bei Produktfälschungen
Im Web achten Verbraucher zwar auf Markenlogos, haben aber trotzdem keine Probleme mit dubioser Ware, wie die Studie von OpSec Security und der TU München zeigt.
Der Online-Shopper – ein wandelnder Widerspruch, wenn’s um Produktfälschungen geht. Zweidrittel der Verbraucher (im Fall von Unterhaltungselektronik sogar 80 Prozent) achten zwar darauf, im Web keine Marken-Fakes zu erwerben. Trotzdem wäre mehr als die Hälfte bereit, dubiose Ware zu erstehen. Am geringsten ist die Hemmschwelle ausgerechnet dort, wo die Aufmerksamkeit gegenüber Plagiaten am größten ist: in der Unterhaltungselektronik.
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die die Agentur OpSec Security (vormals P4M) gemeinsam mit der TU München durchführte. Schwerpunkt: Kaufverhalten und Risikobereitschaft mit Blick auf ausgewählte Markenartikel aus den Branchen Mode (Levi’s Jeans), Spielwaren (Lego-Set) und Consumer Electronics (Apple’s iPod). „Nach unseren Erfahrungen ist hier das Fälschungsaufkommen besonders hoch“, so OpSecs Marketing Managerin Mechthild Imkamp. An der Online-Befragung nahmen 454 Bundesbürger teil, Durchschnittsalter 27 Jahre.
„Auffällig war die hohe Preissensitivität unter den Befragten“, stellt Diplom-Kaufmann und –Psychologe Marcus Zimmer fest, Koordinator der Untersuchung auf Seiten der Universität. „Sobald die Ware Zweidrittel oder weniger des marktüblichen Preises kostet, vergessen Kunden offenbar jegliche Bedenken.“ Und das obwohl die meisten (fälschlich) annehmen, gegen das Gesetz zu verstoßen. Nur 19 Prozent wussten: Wer illegale Imitate für den Privatgebrauch erwirbt, macht sich nicht strafbar.
Eine Ambivalenz, die sich fortsetzt. Mehr als die Hälfte der Elektronikshopper, Zweidrittel der Kleidungs- und fast 60 Prozent der Spielwarenkäufer gehen davon aus, dass Plagiate Gefahrenpotenziale bergen, vom Stromschlag bei Elektroartikeln bis zu giftigen Substanzen in Kleidung und Spielzeug. Dennoch hätten sie sich in einem Experimentteil der Studie vom obskuren Sortiment eines chinesischen Online-Shops verführen lassen. Trotz des Risikos, eine billig produzierte Kopie der Markenartikel zu erhalten, hätten fast 64 Prozent den iPod aus China geordert, mehr als 55 Prozent Levi’s Jeans und Lego-Set.
„Manchen Markenherstellern, vor allem in der Mode- und Spielwarenbranche“, so Mechthild Imkamp, „ist nach wie vor nicht bewusst, dass sie hier ein Problem haben.“ Nicht nur wegen finanzieller Einbußen: eCommerce boomt dem Bundesverband des Deutschen Versandhandels zufolge. Umsatzprognose für dieses Jahr: über 15 Milliarden Euro, 15 Prozent mehr als 2008. Beliebteste Web-Sparte laut OpSecs Studie: die Unterhaltungselektronik. mp3-Player & Co. haben demnach 84 Prozent der Befragten schon mal übers Internet bestellt, Kleidung immerhin 51 und Spielzeug 23 Prozent. Fast ein Drittel geht dabei in Online-Shops außerhalb Europas auf Einkaufstour. Schwerer noch wiegt die mangelnde Anziehungskraft der Originale: Markenlogo? Ja, bitte. Markenfabrikate? Nicht unbedingt. Denn viele Verbraucher glauben, die seien zu teuer - und stammten ohnehin aus denselben asiatischen Werken wie die Fälschungen.
Die Studie ist kostenlos erhältlich unter m.imkamp@opsecsecurity.de.