
Handel:
Supermarkt im Zelt: Auch Real entdeckt Festivals
Die Handelskette Real macht es Lidl nach und will künftig auf Festivals in ganz Deutschland eigene Supermärkte errichten. Ein Test in Thüringen lief erfolgreich. Die Konkurrenz macht jedoch den örtlichen Ladenbesitzern zu schaffen.
Das SonneMondSterne-Festival in Saalburg gehört zu den größten Festivals für elektronische Musik in Europa. Anfang August strömten wieder rund 35.000 Feierwütige nach Thüringen. Zum ersten Mal gab es in der 17-jährigen Geschichte des Festivals einen Supermarkt direkt auf dem Gelände, errichtet in einem großen Zelt und betrieben von Real. Die Handelskette verfolgt damit offenbar einen neuen Vertriebsansatz. Mit den "Festiwelt" genannten mobilen Märkten will das Unternehmen künftig auf Festivals in ganz Deutschland vertreten sein.
Vorreiter ist Real nicht mit dieser Idee. Der Discounter Lidl kooperierte im Juni mit dem Festival Hurricane und errichtete für 70.000 Besucher die Zeltfiliale "RockShop".
Auch das Real-Sortiment in Thüringen war auf das vorwiegend junge Publikum abgestimmt, mit Brötchen ab 5 Uhr, Getränken, langen Tiefkühltruhen, Camping-Utensilien und einem großen Vorrat an Red Bull und Jägermeister. Aber auch Melonen und anderes Obst konnte man aus dem Supermarkt-Zelt ins eigene Zelt schleppen. Der Testlauf in Thüringen war offenbar ein Erfolg, vor den Kassen bildeten sich lange Schlangen mit halbnackten und kunterbunt verkleideten Festivalbesuchern. Zu sehen ist das in einem Video, das Real online gestellt hat. Darin ruft der verantwortliche General Manager Karsten Pudzich alle Festivalgänger dazu auf, Ideen zu schicken, wie sie sich den perfekten Festival-Supermarkt vorstellen. Denn die Handelskette will das Angebot optimieren und 2015 weiter ausbauen.
Der örtliche Handel, der von den Festivals wirtschaftlich meist ordentlich profitiert, dürfte von der Konkurrenz nicht begeistert sein. Der Real-Supermarkt auf dem Festivalgelände in Saalburg machte den örtlichen Ladenbesitzern ziemlich zu schaffen. "Das haben wir sehr zu spüren bekommen", klagt die Chefin eines Dorf-Marktes gegenüber der "Ostthüringischer Zeitung". Real weiß das, Manager Pudzich bittet deshalb auch "weiterhin zu den Kollegen in den Dörfern zu gehen".