
TV-Wirkungstag: Fernsehen für Social Media und alte Säcke
Für Fernsehforscher Horst Stipp diktiert TV, was im Netz debattiert wird.Für Olaf Rüsing ist TV wahres Social Media. Und Christian Blümelhuber will nichts von "alten TV-Säcken" wissen. W&V Online hat den Herren genauer zugehört.
Klassische Medien und allen voran das Fernsehen bleiben auch bei der immer umfassenderen Digitalisierung des Lebens wichtig. Grund: TV ist ein wichtiger Impulsgeber für Debatten in Social Media. Diese These formulierte Horst Stipp von der Advertising Research Foundation in den USA auf dem TV-Wirkungstag am Donnerstag (31.3.2011). Stipp war viele Jahre Forschungschef bei NBC Universal gewesen.
Stipps These fußt auf Beobachtungen aus dem US-TV-Markt. Dort zeigt sich, dass trotz des stetig wachsenden Web-Angebots die Zuschauer TV treu bleiben, wenn es um ihre Lieblingsserien wie „The Office“ oder „30 Rock“ geht. Nur zu maximal acht Prozent würden die Sequels online abgerufen, so Stipp. Aber diskutiert würde darüber sehr stark auf sozialen Netzwerken. Drei weitere zentrale Aussagen trifft Stipp zu den Trends im TV-Markt: Die USA und Europa gleichen sich bei der Mediennutzung immer mehr an. Dabei nimmt der TV-Konsum weiter zu – allerdings auf verschiedenen Verbreitungswegen. Und: Die Zahl internationaler Formate im Fernsehen steigt
Starke Gründe pro TV führte auch Olaf Rüsing von Rich Harvest beim TV-Wirkungstag an. Motto: Fernsehen ist das wahre Social Media. Dafür nennt Rüsing mehrere Gründe. Beim Fernsehen dürften Zuschauer in der hyperaktiven Welt auch mal passiv sein, betont er. Außerdem sei TV das Medium, das am stärksten gemeinsam mit Freunden genutzt wird - „das steigert wiederum den Spaß am Fernsehen“, so Rüsing.
Welche Medien die „Instant Generation“ nutzt, klärt Christian Blümelhuber von der Ideenparc GmbH auf dem TV-Wirkungstag auf. Gemeint sind dort die Nutzer unter 35 Jahren – alles darüber wird von Blümelhuber als „alte Säcke“ in der Generation TV eingestuft. Er hat für die Analyse „Meine Medien und ich“ die Über-16-Jährigen mit einer Spy-Cam losgeschickt und so tageweise ihren Medienkonsum gefilmt. Fest steht: Wenn 14 Probanden angeben, sie gucken Arte, 3sat und Phönix, dann sieht kein einziger auch nur einen dieser Sender. Auch wird die Zeit, die im Web verbracht wird, von der iGeneration länger eingeschätzt als die tatsächliche Nutzungsdauer dann ausfällt.
Blümelhuber gibt aber auch Entwarnung an der TV-Front: Die junge mobile Generation guckt noch TV – aber oft parallel zur Internetnutzung. 86 Minuten pro Tag haben seine Probanden TV und Web zugleich verfolgt: bei der Generation TV jenseits der 35 sind 42 Minuten auf den Parallelkonsum entfallen.