
Technik-Kolumne:
TechTäglich: So frech schnorren Influencer
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit fragwürdigen Influencern und mit dem Start der neuen Fortnite-Saison ohne Apple.

Foto: W&V
So frech schnorren Influencer
Auch in Corona-Zeiten sind selbst ernannte oder echte Influencer unterwegs, um ihre Instagram-Accounts und Blogs mit Inhalt zu füllen. Besonders gefragt sind dabei vergünstigte oder kostenlose Hotelaufenthalte, bei denen die Social-Media-Spezialisten nicht mit Geld bezahlen wollen – sondern mit Aufmerksamkeit auf ihren Kanälen. Auch ein Hotelier aus der Steiermark in Österreich bekommt zwei- bis dreimal pro Woche solche massenhaft verschickten Anfragen. Er löscht sie allerdings nicht, sondern veröffentlicht sie augenzwinkernd unter dem Hashtag #InfluencerDerWoche auf Twitter.
Ein typischer Fall ist die Anfrage einer "Mamabloggerin", die dem Hotelier schreibt: "Ich bin Influencer im Bereich Mama-Blog seit über 4 Jahren. Mit meinem Sohn nehme ich meine Community tagtäglich mit. Ich würde mich sehr freuen, euer Hotel meiner Community vorstellen zu dürfen. Der Kreativität setze ich keine Grenzen und ich bin gespannt was wir tolles zusammen umsetzen können." Der Steirer, der anonym bleiben will, spottet in einem Tweet: "Ich hätte die Möglichkeit einer Community vorgestellt zu werden und bin zugegebenermaßen jetzt schon nervös." Sein Fazit zum Werbeeffekt von "Influencern", die auf Instagram teilweise nur auf 150 bis 300 Likes pro Beitrag kommen: "Instagram wird diesbezüglich völlig überbewertet." Auch die österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) beklagt zunehmend fragwürdige Instagram-Anfragen – betont aber auch, dass die Zusammenarbeit mit seriösen Influencern gut funktioniert.
iOS 14: Facebook fürchtet Halbierung der Werbeumsätze
Apple dreht im anstehenden iOS 14 das Prinzip von personalisierter Werbung um – und zwar zugunsten der Verbraucher. Bisher mussten es Kunden explizit ablehnen, dass Firmen ihre Daten hierfür erfassen, weitergeben und dann maßgeschneiderte Werbung anzeigen. Künftig müssen die Nutzer ausdrücklich zustimmen, dass ihr Internetverhalten verfolgt wird und solche Reklame angezeigt werden darf. Werbetreibende gehen wohl zurecht davon aus, dass nur die wenigsten Kunden in dieses Tracking einwilligen. Facebook fürchtet jetzt, dass die Werbeumsätze aus seinem Audience-Network-Geschäft durch Apples strengeren Datenschutz um mehr als 50 Prozent einbrechen könnten.
Im Rahmen dieses Programms können App-Anbieter personalisierte Werbung ausspielen, die auf Nutzerdaten basiert, die Facebook sammelt und an sie verkauft. In einem Blogeintrag schildert Facebook die Auswirkungen der Änderungen in iOS 14 auf seine Werbepartner. Laut CNBC könnten die Einnahmen aus dem Werbeprogramm in der Realität sogar noch drastischer zurückgehen als in den nun laufenden ersten Tests. Auf Android-Geräten bleiben Usertracking und personalisierte Werbung dagegen wie gewohnt erhalten. Datenschützer äußern sich zufrieden mit Apples Maßnahmen – kritisieren aber, dass Apple für sein eigenes Werbegeschäft das Datensammeln nach wie vor standardmäßig erlaubt. Heise berichtet über eine entsprechende Einstellung in den aktuellen Betas von iOS 14.
Elon Musk verbindet Hirn mit Computer
Schnittstellen zwischen dem menschlichen Gehirn und einem Computer erinnern an alte Frankenstein-Filme. Durch modernste Technik können solche Verbindungen aber dabei helfen, Hirn- und Nervenerkrankungen zu behandeln – oder ganz neue Möglichkeiten für Menschen mit Einschränkungen zu schaffen. Sie könnten dann beispielsweise durch Gedanken Maschinen steuern oder Texte auf dem Computer schreiben. Tesla-Chef Elon Musk arbeitet mit seinem Unternehmen Neuralink an Mensch-Maschine-Schnittstellen – und will morgen ein solches "funktionierendes" Gerät präsentieren.
"Live webcast of working @Neuralink device Friday 3pm Pacific", kündigt Musk per Tweet an – in der Nacht auf Samstag um 0 Uhr deutscher Zeit soll die Neuheit also vorgestellt werden. Laut Engadget webt dabei eine Art Nähmaschine winzige elektronische Fäden in ein menschliches Gehirn ein. Sie verbinden sich mit einem Empfänger hinter dem Ohr, der an ein Hörgerät erinnert. Über eine Bluetooth-Verbindung können Nutzer auf diese Weise einen Computer erreichen. Elon Musk verspricht, dass die neue Technologie "transformierend" für das Wiederherstellen von Gehirnfunktionen sein soll – beispielsweise, um amputierte Körperteile zu ersetzen, oder um Menschen die Fähigkeit zurückzugeben, zu hören, zu sehen oder zu sprechen.
Fortnite: Season 4 startet – aber ohne Apple
Zuerst hat Apple den Actionhit "Fortnite Battle Royale" aus seinem App Store ausgesperrt. Nun dreht Hersteller Epic Games den Spieß um – und sperrt Apple-Spieler aus. Die vierte Saison der zweiten Fortnite-Staffel, die heute startet, läuft auf keiner Apple-Plattform, also weder unter iOS noch auf dem Mac. Dass iPhone und iPad keine Fortnite-Aktualisierungen mehr erhalten, war von vornherein klar. Auf dem Mac hätte Epic Season 4 über seinen eigenen Launcher aber anbieten können. Aber auch hier streicht der Spielehersteller nun die Unterstützung für Apple-Geräte.
Um die Gegenmaßnahmen noch zu verschärfen, beendet Epic auch das plattformübergreifende Spielen unter iOS und macOS. Apple-Zocker können in "Fortnite Battle Royale" damit nicht mehr gegen Spieler zum Beispiel auf PlayStation 4, Switch oder Android antreten. Sie müssen unter sich bleiben – und sehen Season 4, in der sich alles um Marvel-Superhelden dreht, allenfalls im gerade gestarteten YouTube-Trailer. In einer neuen Stellungnahme hat Epic jetzt nochmals bekräftigt, dass es sich dem Druck von Apple nicht beugen wird. Der Fortnite-Erfinder klagt erneut über ein "Monopol für In-App-Zahlungen auf iOS, das den freien Wettbewerb unterdrückt und die Preise in die Höhe treibt. Aus Prinzip werden wir uns an diesem Vorhaben nicht beteiligen".
Hollywood-Regisseure warnen vor Kinobesuch
Das Action-Spektakel "Tenet" von Regisseur Christopher Nolan ist der erste große Hollywood-Film seit dem Ausbruch von Corona, der jetzt international in den Kinos gestartet ist. Im September soll "Tenet" dann auch in US-Städten gezeigt werden. Viele von Nolans Regie-Kollegen lehnen das womöglich verfrühte Kino-Comeback aber ab. Sie fürchten laut BGR, dass es die Corona-Situation gerade in den USA noch längst nicht erlaubt, Besucher zurück in die Kinos zu bringen. Zu den namhaften Kritikern gehören Joe und Anthony Russo, die Regisseure von "Marvel’s Avengers: Endgame".
Joe Russo mahnt: "Jeder hier in diesem Land hat momentan eine andere Risikoschwelle. Aber es ist sicherlich eine Situation mit hohem Risiko, sich jetzt in einem geschlossenen Raum aufzuhalten" – wie zum Beispiel einem Kinosaal. Regie-Kollege Scott Derrickson ("Doctor Strange") warnt auf Twitter ausdrücklich: "Schaut Euch 'Tenet' oder einen anderen Film nicht in einem Kino an!" Er retweetet außerdem einen Beitrag, in dem Twitter-User @mangiotto schimpft: "Wenn Sie sich jetzt in einem Kino einen Film ansehen, verlängern Sie selbstsüchtig diese Krise – während Sie sich selbst, Ihre Familie und jeden Fremden gefährden. Sie kümmern sich nicht um andere. You suck."