Tech-Kolumne:
TechTäglich: Wikipedia 2019 – danach wurde gesucht
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages. Das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V, die von Montag bis Freitag erscheint – immer um 11 Uhr. Heute mit Wladimir Putins eigenem Internet und mit dem Nummer-1-Gadget des Jahres 2019.
Wikipedia 2019 – danach wurde gesucht
Kurz vor Toresschluss hat nun auch das Internet-Lexikon Wikipedia seine Bilanz für 2019 gezogen. Die Liste der gefragtesten englischsprachigen Beiträge des Jahres zeigt eine überwältigende Dominanz der aktuellen US-Popkultur. "16 der 25 am meisten aufgerufenen Seiten haben mit Medien zu tun, die die Menschen im Kino oder auf ihren Geräten wie Smartphones konsumieren", schreibt die Wikipedia in einem Blogbeitrag. Unter den Top 25 drehen sich allein fünf Einträge um Marvels Superhelden-Filme, die 2019 in den Kinos liefen.
Auch die meist geklickte Wikipedia-Seite des Jahres hat mit dem Marvel-Universum zu tun. Der Eintrag zum Film "Avengers: Endgame" liegt mit 43,8 Millionen Aufrufen auf Platz eins vor den "Toten des Jahres 2019" (36,9 Millionen), dem 1989 hingerichteten Serienmörder Ted Bundy (29,0), Queen-Sänger Freddie Mercury (26,8) und dem Reaktorunglück von Tschernobyl (25,2). Hier sorgten eine Netflix-Doku zu Ted Bundy, der Queen-Film "Bohemian Rhapsody" und die HBO-Serie „Chernobyl" für neues Interesse an drei typischen 80er-Jahre-Themen. Die meist gesuchte noch lebende Person war auf Platz neun mit 19,6 Millionen Aufrufen Indie-Sängerin und Teenie-Liebling Billie Eilish – für ihre Fans ebenfalls eine Superheldin.
Russland: Das Putin-Internet ist bereit
Russlands Präsident Wladimir Putin hält das Internet bekanntlich für ein Propaganda-Instrument der CIA. Als Gegenmittel lässt er das Runet entwickeln – ein rein russisches Internet, das völlig unabhängig von den Strukturen des weltweiten Netzes funktioniert. Ein solches Russland-Netz soll im Krisenfall die Kommunikation innerhalb des größten Landes der Erde sichern. Es könnte aber auch dazu dienen, die Bevölkerung von globalen Informationsquellen und sozialen Netzwerken abzuschneiden, und die Meinungsfreiheit noch weiter zu unterdrücken. Nach Informationen der BBC wurden Teile des Runet nun erstmals im Livebetrieb erfolgreich getestet.
Professor Alan Woodward, Computer-Wissenschaftler an der University of Surrey, erklärt, wie ein solches abgeschottetes Netz funktioniert: "Man muss sich das wie ein gigantisches Intranet vorstellen, das an den Grenzen des Landes endet – ungefähr so, wie es auch große Firmen für ihre Mitarbeiter betreiben." Wie weit fortgeschritten die Entwicklung des Runet bereits ist, ist bisher noch unklar. Experten halten die technischen Herausforderungen, unter anderem mit der Entwicklung eines eigenen Systems für Nameserver, aber für extrem hoch. Die Bürger könnten so nicht einmal mit Proxy- und VPN-Diensten auf Inhalte aus dem Ausland zugreifen. Russland plant auch eine eigene Version der Wikipedia – mit Einträgen, die der offiziellen Politik der Regierung entsprechen.
2020 neu: Blauer Engel auch für Software
Der Blaue Engel für Waschmittel, Spielzeug oder Staubsauger – dieses Öko-Siegel ist seit seiner Einführung 1978 bundesweit bekannt. Ab 2020 können nun auch Computerprogramme die Umwelt-Kennzeichnung erhalten. Das gab das zuständige Umweltbundesamt auf dem 36. Chaos Communication Congress (36C3) in Leipzig bekannt. Hintergrund ist der enorm unterschiedliche Energieverbrauch von Softwareprodukten. Als Beispiele zeigte das Umweltbundesamt unter anderem die Daten von Textverarbeitungsprogrammen, die sich bei Stromverbrauch sowie bei der Auslastung von Prozessor und Arbeitsspeicher um ein Vielfaches unterscheiden.
So beansprucht eine gezeigte Textsoftware einen Prozessor nur zu 1,64 Prozent, während ein vergleichbares Programm auf 14,23 Prozent kommt. Solche ressourcenhungrige und mit Funktionen überfrachtete Software sorgt laut Umweltbundesamt dafür, dass sich Nutzer schneller als nötig neue Hardware zulegen müssen – mit allen negativen Konsequenzen für die Umwelt, wie dem Bedarf an seltenen Erden. Wie Heise berichtet, fordert das Umweltbundesamt schlankere Apps. Für den Blauen Software-Engel sollen Hersteller zudem nachweisen, dass ihre Programme auch noch auf einem fünf Jahre alten Referenzsystem laufen.
Das Gadget des Jahres 2019: Nintendo Switch Lite
Listen der besten Gadgets 2019 gibt es zuhauf. Aber was war denn nun tatsächlich DAS Technik-Spielzeug des Jahres, das Platz eins verdient hat? CNN entschied sich nun für eine Neuheit aus Japan, die auch in vielen anderen Rankings weit vorne lag – die Mini-Spielkonsole Nintendo Switch Lite. CNN schwärmt von seinem Gadget des Jahres: „Die Switch Lite führt uns zurück in eine einfachere Zeit, in der man Spiele unterwegs auf einem unkomplizierten, tragbaren Gerät spielen konnte. In einer Welt immer stärkerer Smartphones, die zahllose Funktionen bieten, ist es schön, ein Gerät zu haben, das ausschließlich für den Spielspaß gebaut wurde.“
Nintendo hat die Switch Lite erst im September auf den Markt gebracht – als vereinfachte und verkleinerte Variante seiner Erfolgskonsole Switch. Ohne abnehmbare Controller und ohne TV-Anschluss ist die Lite quasi der GameBoy des 21. Jahrhunderts. Aber gerade dieses simple Konzept macht offenbar den Charme der Bonsai-Konsole aus, die mit 200 Euro rund 100 Euro günstiger ist als die Standard-Switch. Laut Nintendo wurden die Switch und die Switch Lite allein in der Thanksgiving-Woche in den USA 830.000 mal verkauft – die erfolgreichste Woche seit dem Start der Switch im Frühjahr 2017.
Tesla Cybertruck: Erstmals im Musikvideo
Im "Coolste Karren-Battle" ist US-Rapper Travis Scott zum Jahresende 2019 klar in Führung gegangen. Sein neues Video "Gang Gang", das seit dem Wochenende auf YouTube 5,5 Millionen Mal geklickt wurde, dreht sich ums angesagteste Auto, das derzeit (noch nicht) zu haben ist – den Tesla Cybertruck. Scott und seine Gang tänzeln in dem Clip lässig um den Elektro-Pickup herum, der damit erstmals überhaupt in einem Musikvideo zu sehen ist.
Tesla-Guru Elon Musk, der erst an Weihnachten beim Abhängen mit seinem Rap-Kumpel Travis Scott gesichtet wurde, hat sich dabei nicht lumpen lassen. Er stellte für das Video nicht nur einen Cybertruck zur Verfügung, sondern auch den Elektro-Quad Cyberquad und den dubiosen Not-A-Flamethrower Flammenwerfer seiner Zweitfirma Boring Company. Das Video schürt den Hype um den Cybertruck, der damit in aller Munde bleibt – obwohl Tesla praktisch kein Geld für klassische Werbung ausgibt.