Farbkleckse statt Klassik

Auch beim ersten Einsatz des Champions-League-Dresses des FC Bayern rieben sich die Zuschauer verwundert und oft befremdet die Augen. Statt in klassischem Weiß oder Rot oder wenigstens Schwarz wie in den Vorjahren oft prägten zahlreiche Farbkleckse die Brust der Spieler. Es handele sich um "eine stilisierte Bergwelt", teilte der Verein mit, "die die Heimatverbundenheit und Wurzeln genauso symbolisiert wie den Anspruch, immer die höchsten Gipfel anzuvisieren". In der Liga spielten die Münchner zuletzt im grünen Trachtenlook, weil an diesem Samstag das Oktoberfest begonnen hätte. Hätte. Allerdings werden Sondershirts auch mit großem Vorlauf produziert.
Und manchmal gelingt Club und Ausrüster ein Coup - und dann schreitet die Bürokratie ein. So verbot die UEFA das Spezial-Trikot von Ajax Amsterdam, das als Reminiszenz an den Bob-Marley-Song "Three Little Birds" drei Vögel im Nacken eingestickt hatte. Im Nackenbereich seien nur Teamsymbole erlaubt, erklärte die UEFA. Unter den Fans wurde das Shirt dennoch Kult. "Das Trikot verzeichnete innerhalb kürzester Zeit eine sehr hohe Nachfrage", sagte ein Adidas-Sprecher und kündigte an: "Auch in den kommenden Jahren werden wir gemeinsam mit unseren Partnervereinen ikonische, aber auch moderne Trikotdesigns vorstellen." 

Bielefeld mit Recycling-Shirt 

Positiv ist der Trend zur Nachhaltigkeit. Zweitligist FC St. Pauli produzierte seine Trikots selbst, um alle Kriterien zu erfüllen. Die von Bundesligist Arminia Bielefeld bestehen nach Vereinsangaben aus 13 zu 100 Prozent recycelten Halb-Liter-PET-Flaschen.
Schließlich sind Trikots ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, damit sich teure Spieler annähernd amortisieren. Das Shirt von Cristiano Ronaldo wurde in den ersten zwölf Stunden nach seiner Rückkehr zu Manchester United über 300000 Mal verkauft. Und damit öfter als jedes Trikot eines Premier-League-Spielers in der gesamten Vorsaison. Der Umsatz in diesen zwölf Stunden soll knapp 40 Millionen Euro betragen haben.
Auch für die Profis bedeuten die neuen Designs augenscheinlich eine Umstellung. Muhammed Gümüskaya von Fenerbahce Istanbul wollte nach seinem Siegtor in der Europa-League-Qualifikation gegen HJK Helsinki das Wappen auf dem Trikot küssen. Er fand aber keins. (dpa/st)


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Autor: W&V Redaktion

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