
Zeitschriften:
Trotz Leserschwund: Warum der VDZ positive Stimmung verbreitet
Zeitschriftenverleger bringen mit 1511 Titeln so viele Blätter wie nie an den Kiosk - dem Auflagensterben zum Trotz. Der VDZ versprüht Zuversicht.
Die Zeitschriftenverleger haben dieses Jahr offensichtlich ihre lange praktizierte Selbstgeißelungsphase abgeschlossen. "Die Relevanz der Zeitschriftenmarken ist heute größer denn je,“ sagt Stephan Scherzer, Geschäftsführer des Verlegerverbands VDZ auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Berlin. Nie sei so viel Zeitschrifteninhalt gelesen worden, nie seien so viele Zeitschriften gegründet worden.
Die IVW-Zahlen des dritten Quartals, die vor ein paar Tagen veröffentlicht wurden, können wohl kaum als Grundlage für den Optimismus herhalten: Die Auflagen sinken mit wenigen Ausnahmen für die Zeitschriften unterm Strich und teilweise dramatisch weiter. Tatsächlich gibt es mit 1511 Titeln aber auch so viele Zeitschriften wie nie zuvor. 103 neuen Titel sind in den ersten drei Quartalen dazugekommen, darunter viele Sonderhefte. Den Neugründungen stehen 31 eingestellte Magazine gegenüber.
Die digitalen Medienkanäle werden von den Zeitschriftenverlegern positiv umarmt. Die Zeitschriftenverlage steigern die Reichweite ihrer Medienmarken durch zusätzliche digitale Angebote neben ihren Print-Produkten deutlich - "Spiegel" und "Kicker" zum Beispiel um etwa um das Doppelte. Laut AGOF internet facts erzielen die Online-Angebote der Publikumszeitschriften im zweiten Quartal 2012 die größte Reichweite von den klassischen Mediengattungen - mit 64 Prozent im Durchschnittsmonat. "Eine multimedial aufgestellte Medienmarke kann heute ein Vielfaches ihrer Reichweite erzielen und ist damit ein überaus attraktiver Player im intermedialen Wettbewerb," sagt Scherzer.
Noch lassen sich die digitalen Reichweiten nicht so zu Geld machen wie im Printgeschäft. Und das ist nach wie vor enorm unter Druck: 2,5 Milliarden Euro Bruttowerbeumsatz in den ersten drei Quartalen kommen zusammen – da fehlen 120 Millionen Euro brutto. Will heißen: Die mittlerweile üblichen satten Rabatte sind nicht mitgerechnet.
Für 2012 erwarten die VDZ-Mitglieder in der Herbstumfrage unter dem Strich dennoch eine Umsatzsteigerung um 1,4 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro, 2013 soll es ebenso weitergehen. Das internationale Geschäft wird dabei sowohl in Print als auch digital zunehmend wichtiger. 2015 wird das Printgeschäft im Ausland 17,3 Prozent zum Gesamtzumsatz beitragen (2012: 15,3 Prozent) und das ausländische Digitalgeschäft 13,8 Prozent (2010: 8,3 Prozent) – prognostiziert eine VDZ-Umfrage und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.