
Zeitgeschichte:
Tweets aus der Vergangenheit: Projekt zum Mauerfall gestartet
Online- und Social Media-Projekte versetzen heutige User in die Welt von Anno Dazumal. In diesem Jahr liefert nicht nur der Erste Weltkrieg, der vor hundert Jahren begann, einen Anlass, sondern auch der Mauerfall im Jahr 1989. Tweets in Echtzeit erinnern an die bewegenden Monate ab August.
Online- und Social Media-Projekte versetzen heutige User in die Welt von Anno Dazumal. In diesem Jahr liefert nicht nur der Erste Weltkrieg, der vor hundert Jahren begann, einen Anlass, sondern auch der Mauerfall im Jahr 1989. Tweets in Echtzeit erinnern an die bewegenden Monate ab August. Dazu starten die Bild-Zeitung, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) und das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) das gemeinsame Twitter-Projekt "Heute vor 25 Jahren". Ab Dienstag, 19. August 2014, erzählt das Projekt - wo immer möglich in Echtzeit - die Ereignisse auf dem Weg von den Montagsdemos bis zum Mauerfall 1989: beginnend mit der massenhaften Ausreise von DDR-Bürgern über die grüne Grenze zwischen Österreich und Ungarn, den überfüllten Botschaften in Budapest und Prag über die Bürgerproteste in der DDR bis hin zu den zunehmend unkontrollierten Reaktionen der DDR-Regierung.
Kai Diekmann, Bild-Chefredakteur: "Das Projekt @Mauerfall89 bereitet zeithistorische Dokumente so auf, wie viele, vor allem junge Menschen heute Nachrichten konsumieren: schnell und kurz. Diese besondere Initiative schickt die Menschen auf eine Social-Media-Zeitreise, bei der sie die historischen Momente vor 25 Jahren auf einzigartige Weise erleben können."
"Seit dem Mauerfall ist eine neue Generation herangewachsen, die wir mit dem Twitter-Feed @Mauerfall89 gezielt ansprechen möchten. Mir ist es ein besonderes Anliegen, gerade junge Leute für die Friedliche Revolution von 1989 zu interessieren und ihnen begreiflich zu machen, was die SED-Diktatur war und vor allem, wie sie überwunden wurde", erklärt Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
Hans-Hermann Hertle vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam: "Massenflucht und Massenproteste. Eine Diktatur bricht zusammen. Ein Staat verschwindet - plötzlich war die Einheit Deutschlands möglich. Was sich vor 25 Jahren wie ein Wunder ausnahm, wollen wir noch einmal miterlebbar darstellen. Und damit verständlich machen."
Mehrere hunderte Tweets sind so bis zum 9.November geplant. Fotos, kurze Videos und Audio-Dateien ergänzen die Text-Nachrichten. Zum Teil enthalten sie auch Links, die zu längeren Dokumenten oder Erklärtexten führen.
Als Grundlage für "Heute vor 25 Jahren" dienen unter anderem Lageberichte und Observationen der Stasi, Depeschen des Auswärtigen Amtes, Protokolle des Politbüros, Einschätzungen des Bundesnachrichtendienstes (BND) sowie das umfangreiche Foto- und Wortarchiv der Axel Springer SE. Das Twitter-Projekt startet an einem historischen Datum: Am 19. August vor 25 Jahren gelang mehr als 600 DDR Bürgern über den ungarischen Grenzort Sopron die Flucht nach Österreich in die Freiheit. Es war ein Meilenstein auf dem Weg zum Mauerfall.
Die Verknüpfung von Geschichte und Social Media versuchen in diesem Jahr noch weitere Organisationen - etwa zum Thema Erster Weltkrieg, dessen Ausbruch sich zum 100. Mal jährt. Studierende haben dazu etwa an der Universität Luxemburg ein Projekt begonnen, das unter dem Twitter-Account RealtimeWW1 läuft und mehrmals am Tag Informationen über die Kriegsparteien liefert. Weitere Online-Projekte zum ersten Weltkrieg sind etwa hier aufgelistet oder hier auf der Seite des Bundesforschungsministerium.