
Verheerende Abo-Bilanz bei Premiere
Stunde der Wahrheit in Unterföhring: Premiere fährt in diesem Jahr bis zu 70 Millionen Euro Verlust ein und hat die Abo-Zahlen jahrelang aufgehübscht.
Stunde der Wahrheit bei Premiere: Der Bezahlsender fährt in diesem Jahr bis zu 70 Millionen Euro Verlust ein und hat die Abo-Zahlen jahrelang aufgehübscht. Finanzvorstand Alexander Teschner muss seinen Schreibtisch räumen. Das geht aus einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens hervor.
Der börsennotierte TV-Konzern rechnet nach eigenen Angaben mit "40 Millionen bis 70 Millionen Euro" Verlust im operativen Geschäft. Es könnte eng werden in Unterföhring: Der neue CEO Mark Williams verhandelt bereits mit den Hausbanken über die "Restrukturierung von Kreditvereinbarungen", wie Premiere die Suche nach frischem Geld umschreibt. Williams ist ab sofort auch für die finanziellen Details zuständig, denn Finanzvorstand Alexander Teschner hat sein Amt "mit sofortiger Wirkung" niedergelegt.
Zur verheerenden Premiere-Bilanz gehört auch das Eingeständnis, 940.000 Abonnenten weniger zu besitzen als bislang ausgewiesen. Tatsächlich habe man Ende September rund 2,4 Millionen zahlende Abo-Kunden, heißt es in der Premiere-Mitteilung. In der Branche war schon lange gemunkelt worden, dass im offiziellen Zahlenwerk jede Menge Karteieichen enthalten waren. Ende Juni hatte Premiere noch 3,5 Millionen "direkte Abonnenten" ausgewiesen.
Offiziell liest sich das so: "940 Tausend Abonnenten, die nach der alten Klassifizierung enthalten waren, wurden herausgerechnet. 606 Tausend davon wurden nicht mehr berücksichtigt, da diese nur aus Verträgen mit Geschäftspartnern resultieren und bisher nicht zu Abonnement-Aktivierungen geführt haben. Weitere 334 Tausend Abonnenten, die noch über eine Premiere Smartcard verfügen, wurden nicht mehr berücksichtigt, weil ihr Abonnement beendet ist und sie derzeit keine Zahlungen leisten."
Premiere steht jetzt eine rigorose Restrukturierung bevor. Laut Vorstandschef Williams überprüfe man "gründlich sämtliche Bereiche im Unternehmen".