
Verleger wollen Dialog mit Google
Drei verschiedene Parteien sind vor dem Kartellamt zum Thema Google vorstellig geworden. Die Zielsetzung von Ciao, VDZ und BDZV sowie Euro-Cities ist durchaus unterschiedlich.
Von drei Seiten kommt auf Google Ärger mit der Bundeskartellbehörde zu. Ihr liegen Beschwerden von Microsofts Verbraucher-Portal Ciao, vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) sowie dem Kartendienst-Anbieter Euro-Cities vor. W&V Online schildert die Hintergründe.
Ciao selbst macht keine Angaben zu seiner Beschwerde. Dem Vernehmen nach soll die Tochter des Erzrivalen Microsoft insbesondere die intransparenten Abrechnungspraktiken im AdSense-Programm kritisieren. Das Kartellamt hat ein Verfahren gegen Google eingeleitet – nicht wegen der Beschwerde, sondern weil das Unternehmen die Verhandlungen zur Vertragsverlängerung mit Ciao abgebrochen haben soll. Das wäre ein Verstoß, so es als Reaktion auf die Beschwerde erfolgte. Google weist das zurück und sagte gegenüber der Nachrichtenagentur "dpa", die Vertragsverhandlungen seien nicht abgebrochen worden.
Die Verlegerverbände VDZ und BDZV verfolgen ein anderes Ziel: einen Dialog mit Google – "aber bitte auf Augenhöhe“, sagt BDZV-Geschäftsführer Hans-Joachim Fuhrmann. Zwar wurde auch hier Beschwerde eingereicht, die Verbände sprechen aber lieber von einem "Informationsaustausch“. "Wir haben mehr als einen Verdacht, dass seitens Google Diskriminierungen stattfinden“, sagt Fuhrmann. Zwei Punkte werden bemängelt: Google soll möglichst verpflichtet werden, für sogenannte Snippets, sprich Kurztexte zu Artikeln in Suchergebnissen, zu zahlen. Zudem stört die Verleger, dass Google eigene Angebote in Rankings bevorzugt – etwa den Kartendienst Google-Maps. Letztlich wollen die Verleger aber einen Anteil an den Erlösen der Suchmaschine.
Im weitesten Sinne um Kartendienste geht es auch im dritten Fall. Kern der Beschwerde von Euro-Cities ist es, dass Google Kartenmaterial kostenlos anbietet, dass bei anderen kostenpflichtig ist - es handele sich sogar um Material von den gleichen Anbietern. Das sei in Kombination mit der marktbeherrschenden Stellung und den schwer durchschaubaren Rankingpositionen problematisch.
Die Ursache der drei Beschwerden ist schnell genannt. "Die Probleme stammen eigentlich aus der marktbeherrschenden Stellung von Google", sagt Auke Haagsma, Chef der Initiative ICOMP. "Google sollte als marktbeherrschendes Unternehmen genügend Transparenz schaffen, damit man weiß, wieso Unternehmen in der Suche dort erscheinen, wo sie erscheinen." ICOMP ist eine Initivative für faire Marktbedingungen im Online-Bereich. Zu den Mitgliedern gehört Microsoft, dass über eine Sponsorship auch die Finanzierung der Initiative sichert.
Wolfgang Sander-Beuermann, Leiter des Suchmaschinenlabors der Leibniz Universität Hannover und Geschäftsführer von SuMa-eV, sagt dazu: "Generell wird sich Google öffnen und transparenter werden müssen." Den Suchalgorithmus offenzulegen, sei jedoch absurd.
"Eine Möglichkeit wäre es, ein demokratisch legitimiertes Gremium die Transparenz kontrollieren zu lassen."
(rp/lp)