Ballhaus spricht einen wunden Punkt an: Den klassischen Medien gelinge es noch nicht, "diese gewonnene Reichweite auch zu monetarisieren". Die Online-Werbeeinnahmen, auch jene von Facebook, Twitter und anderen Netzwerken, steigen zwar kontinuierlich, die klassischen Medien könnten von diesem Trend bisher aber nur wenig profitieren.

Was gefragt ist

Gewünscht sei von den Nutzern ein kostenloses werbefinanziertes Medienangebot, heißt es weiter. "Um Medien kostenlos nutzen zu können, hinterfragen die Nutzer die Verwendung ihrer Daten deutlich weniger als man es aufgrund des gesunkenen Vertrauens erwarten würde", sagt Ballhaus. "Für ein Social-Media-Angebot wollen die meisten Bundesbürger kein Geld ausgeben. Wenn sie die Wahl hätten, würden sie allerdings lieber nicht mit ihren Daten bezahlen, sondern Werbetreibende die Finanzierung übernehmen lassen."

74 Prozent der Befragten bevorzugen ein soziales Netzwerk, das sich ausschließlich über nicht-personalisierte Werbung finanziert, keine Nutzerdaten verkauft und trotzdem kostenfrei für den Verwender bleibt. Interessant: "Für die Nutzung zu bezahlen, damit keine Daten verkauft werden, findet hingegen weniger Zuspruch."

Der Kostenfaktor spielt demnach vor allem für die 18- bis 29-Jährigen eine Rolle - in dieser Altersgruppe sind nur 39 Prozent dafür. Unter den jungen Deutschen sehen 41 Prozent das optimale Geschäftsmodell darin, dass ihre Daten an andere Unternehmen verkauft werden, damit das soziale Netzwerk weiterhin kostenfrei bleiben kann. 44 Prozent der 30- bis 39-Jährigen stimmen dem zu.

Die befragten Deutschen bemängeln allerdings das Fehlen von Kontrollmechanismen, die eine Verbreitung von Hass- und Falschmeldungen verhindern. "Diese Lücke können die klassischen Medien füllen. Sie sollten ihren gut recherchierten Qualitätsjournalismus in den Vordergrund stellen. 85 Prozent der Menschen wünschen sich dafür sogar mehr Personal in den Redaktionen", erklärt Ballhaus.

Doch selbst durch Datenskandale ist die Mehrheit der Deutschen nicht vorsichtiger geworden, Datenschutz spielt keine große Rolle. 44 Prozent der Nutzer haben zwar auf den Cambridge-Analytica-Vorfall reagiert: Aber nur sieben Prozent haben ihr Profil gelöscht, lediglich 18 Prozent ihre Datenschutzeinstellungen überprüft. Bemerkenswert ist, dass vier von zehn Deutschen die Weitergabe ihrer Daten nicht stört, wenn dafür das Angebot kostenlos ist. Und nur jeder Zehnte möchte tatsächlich wissen, was mit den eigenen Daten passiert.

Für die Studie wurden 1000 Deutsche ab 18 Jahren im Mai 2018 bevölkerungsrepräsentativ befragt. Die Befragung fand anhand eines Onlinepanels im Auftrag der PricewaterhouseCoopers GmbH statt. 

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Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.