
PwC-Analyse:
Vertrauen in Medien sinkt - aber Datenschutz spielt keine große Rolle
Die Studie von PwC heißt "Vertrauen in Medien" - doch die Deutschen werden immer skeptischer. Interessant: kostenlose Angebote sind wichtiger als das Einhalten des Datenschutzes.

Foto: PwC
Der Glaube an den Wahrheitsgehalt von Medien sinkt weiter – den klassischen Medien vertrauen die Deutschen aber immerhin noch mehr als Facebook und Co. Daher verwenden auch 56 Prozent der Befragten Tages- und Wochenzeitungen als Informationskanal; dort erwarten sie wahrheitsgemäße Meldungen - aber nur 27 Prozent Facebook, Twitter und andere Soziale Medien. Das belegt eine repräsentative Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1000 Bundesbürgern. Nur 18 Prozent trauen laut der Studie "Vertrauen in Medien" Facebook.
Alles in allem ist der Glaube an den Wahrheitsgehalt in den Medien bei einem Drittel der Nutzer in den vergangenen zwei Jahren zurückgegangen. Den größten Verlust verbuchen dabei die sozialen Medien: 39 Prozent schenken Facebook heute weniger Vertrauen als noch vor zwei Jahren. Bei Twitter sind es 31 Prozent weniger, bei YouTube 29 Prozent. Am besten schneiden laut PwC die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sowie Printmedien ab.
In Social Media sei entscheidend, wer den Inhalt zur Verfügung stelle, heißt es. 54 Prozent derjenigen, die diesen Kanal für News verwenden, lesen die Beiträge von Zeitungen. "Klassische Medien nutzen Social Media zur Reichweitensteigerung, gerade die Jüngeren erreichen sie nicht mehr vor dem Fernsehgerät und hinter der Tageszeitung", sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC Deutschland.
Ballhaus spricht einen wunden Punkt an: Den klassischen Medien gelinge es noch nicht, "diese gewonnene Reichweite auch zu monetarisieren". Die Online-Werbeeinnahmen, auch jene von Facebook, Twitter und anderen Netzwerken, steigen zwar kontinuierlich, die klassischen Medien könnten von diesem Trend bisher aber nur wenig profitieren.
Was gefragt ist
Gewünscht sei von den Nutzern ein kostenloses werbefinanziertes Medienangebot, heißt es weiter. "Um Medien kostenlos nutzen zu können, hinterfragen die Nutzer die Verwendung ihrer Daten deutlich weniger als man es aufgrund des gesunkenen Vertrauens erwarten würde", sagt Ballhaus. "Für ein Social-Media-Angebot wollen die meisten Bundesbürger kein Geld ausgeben. Wenn sie die Wahl hätten, würden sie allerdings lieber nicht mit ihren Daten bezahlen, sondern Werbetreibende die Finanzierung übernehmen lassen."
74 Prozent der Befragten bevorzugen ein soziales Netzwerk, das sich ausschließlich über nicht-personalisierte Werbung finanziert, keine Nutzerdaten verkauft und trotzdem kostenfrei für den Verwender bleibt. Interessant: "Für die Nutzung zu bezahlen, damit keine Daten verkauft werden, findet hingegen weniger Zuspruch."
Der Kostenfaktor spielt demnach vor allem für die 18- bis 29-Jährigen eine Rolle - in dieser Altersgruppe sind nur 39 Prozent dafür. Unter den jungen Deutschen sehen 41 Prozent das optimale Geschäftsmodell darin, dass ihre Daten an andere Unternehmen verkauft werden, damit das soziale Netzwerk weiterhin kostenfrei bleiben kann. 44 Prozent der 30- bis 39-Jährigen stimmen dem zu.
Die befragten Deutschen bemängeln allerdings das Fehlen von Kontrollmechanismen, die eine Verbreitung von Hass- und Falschmeldungen verhindern. "Diese Lücke können die klassischen Medien füllen. Sie sollten ihren gut recherchierten Qualitätsjournalismus in den Vordergrund stellen. 85 Prozent der Menschen wünschen sich dafür sogar mehr Personal in den Redaktionen", erklärt Ballhaus.
Doch selbst durch Datenskandale ist die Mehrheit der Deutschen nicht vorsichtiger geworden, Datenschutz spielt keine große Rolle. 44 Prozent der Nutzer haben zwar auf den Cambridge-Analytica-Vorfall reagiert: Aber nur sieben Prozent haben ihr Profil gelöscht, lediglich 18 Prozent ihre Datenschutzeinstellungen überprüft. Bemerkenswert ist, dass vier von zehn Deutschen die Weitergabe ihrer Daten nicht stört, wenn dafür das Angebot kostenlos ist. Und nur jeder Zehnte möchte tatsächlich wissen, was mit den eigenen Daten passiert.
Für die Studie wurden 1000 Deutsche ab 18 Jahren im Mai 2018 bevölkerungsrepräsentativ befragt. Die Befragung fand anhand eines Onlinepanels im Auftrag der PricewaterhouseCoopers GmbH statt.
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