Social Media:
Vinzi Gast: Obdachlosenkampagne auf Facebook
Die Wiener Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann hat zusammen mit der Vinzi Rast Notschlafstelle das Thema Obdachlosigkeit auf Facebook gebracht. Ein junger Mann postet auf einer dazu eingerichteten Facebook-Seite regelmäßig unter dem Pseudonym Vinzi Gast Details aus seinem Leben auf der Straße. Seit Dezember berichtet der junge Mann mit einem Smartphone aus seinem Alltag. Der österreichische Telefonanbieter A1 hat das Gerät gesponsert. Inzwischen folgen dem Obdachlosen gut 6.000 Facebook-Nutzer. Sie können täglich in ihrer Timeline lesen, wie sich Vinzi Gast im Winter zusammen mit anderen Obdachlosen in einem Wettbüro aufwärmt oder wie ihn die alltäglichen Diskriminierungen von Obdachlosen berühren. Die Social-Media-Kampagne will "die Menschen in ihrem alltäglichen Umfeld erleben lassen, was Obdachlosigkeit wirklich bedeutet“, erklärt Agentur-Gründer Mariusz Jan Demner.
"Wir Obdachlose sind nämlich genau so Menschen wie alle anderen", schreibt er. "Nur leider werden wir aufgrund unseren schweren Lebensbedingungen mit viele Aggressionen, Demütigungen usw konfrontiert und dies samt widrige Lebensbedingungen bringen oft dazu bei, dass man jede Art von Lebenserwartung und Kraft verliert und somit in der Lage hängen bleibt." Seine Fans erfahren aber auch, dass der junge Mann inzwischen wieder einer Arbeit nachgeht und sein Leben neu ordent. Vinzi Gast ist Mitte 20, spricht mehr als 5 Sprachen und war selbstständig, bis er in finanzielle Probleme schlitterte und binnen kurzer Zeit alles verlor. Nach einem Jahr buchstäblich auf der Straße fand er einen Platz in der Vinzi Rast Notschlafstelle.
Fast täglich postet der Obdachlose inzwischen ein Foto der Helfer aus der Unterkunft Vinzi Gast und bedankt sich für deren Unterstützung. Auch wenn die Facebook-Seite eine Kampagne von Vinzi Rast ist, nimmt man dem jungen Mann die Dankbarkeit ab. Seine Fans reagieren darauf mit zahlreichen Kommentaren und dürften so für eine Interaktionsrate sorgen, von der so manche Marken-Fanpage träumen kann.
Um auf das Thema Obdachlosigkeit aufmerksam zu machen, lassen sich Agenturen immer wieder kreative Ansätze einfallen. Saatchi & Saatchi ließ im Febraur 2013 Obdachlose in ganz Europa die tägliche Wettervorhersage präsentieren. Scholz & Friends versuchte mit dem Comic "Superpenner" im Januar 2014 den Absatz der Berliner Obdachlosenzeitung "strassenfeger" anzukurbeln und die Agentur Caveman behauptete vor rund einem Jahr, Obdachlosen Jobs als Shitstorm-Befeuerer zu verschaffen, um das Thema in die Medien zu bringen.
