September
Große Überraschung: Alle deutschen Sender starten gemeinsam in einer Nacht- und Nebelaktion doch noch eine Video-on-Demand-Plattform, die Netflix ein Jahr nach dem Start in Deutschland regelrecht erzittern lässt. Was erst wenige Tage später bekannt wird, ist der Preis, den die TV-Macher dafür bezahlen – das Bundeskartellamt bekommt von ihnen einen eigenen Ereigniskanal spendiert. KartellamtsTV wird vom öffentlich-rechtlichen Phoenix und vom wilden kleinen Kommerzsender Tele 5 bestückt, um alle Nuancen der Berichterstattung zu gewährleisten. Klar wird auch, dass der oberste Kartellwächter Andreas Mundt Namenspate für das umfangreiche VoD-Projekt ist. Das Portal heißt Mund(t)gold.

Oktober
Native Advertising ist längst zur normalen Werbeform geworden. Mittlerweile sitzen in allen Verlagen die ehemaligen und gekündigten Redakteure in neuen Content-Fabriken. Sie gestalten Texte für Werbekunden so, dass sie aussehen, als hätten sie sie in ihrem früheren Leben als Journalisten geschrieben. Vor allem im Beauty- und Fashion-Sektor füllen die Reklame-Texte die entsprechenden Zeitschriften und Online-Portale. Abercrombie & Fitch legt beim Deutschen Werberat Beschwerde ein: Es hat sich ein ganz normaler Artikel ins Native Advertising eingeschlichen.

November
Thomas Gottschalk ist so fade. "Wetten, dass ...?" tot, klamme Zeiten bei RTL und von der ARD nichts zu hören. Das reicht dem modebewussten Bald-Rentner nicht, der nun doch noch seine Liebe zum Radio richtig ausleben will. Gottschalk schiebt die bundesweite digitale Welle Rest of Rock an. Von der senilen Bettflucht gepeinigt, klemmt sich der eloquente Exlehrer als Morningman persönlich hinters Mikro. Eine Kochreihe wird von Essen auf Rädern gesponsert, die Serviceleiste von Klosterfrau Melissengeist, der Morgensport von Diclofenac.

Dezember
Es ist wieder Jahresende, und nach erneut sehr wechselvollen zwölf Monaten beim "Spiegel" taucht einmal mehr ein Cordt-Schnibben-Rant im Social Web auf. Die Edelfeder des Hamburger Nachrichtenmagazins rechnet zwölf Monate nach Wolfgang Büchners Abgang via Facebook auch mit der 2015 geschassten Führungsriege ab, die sich wahrlich die Klinke in die Hand gegeben hat. Die Hasstirade schwappt über Klaus und Clemens genauso wie über Giovanni oder über Hans-Jürgen und Kai. Zum vierten Mal in diesem Jahr küren die zerstrittenen Eigner – darunter die widerborstige Spiegel-Mitarbeiter KG – einen neuen Chefredakteur. Schnibben begrüßt ihn via Facebook so: "Alte Besen kehren gut: Welcome back, Stefan Aust!"

Was sich im ersten Halbjahr tun wird - das finden Sie hier.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.