
W&V-Online Interview: 'Kursverfall ist bitter für Springer-Aktionäre'
Ende April findet die Hauptversammlung der Axel Springer AG in Berlin statt. W&V-Online sprach im Vorfeld mit Malte Diesselhorst von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz über das Fehl-Engagement bei Pin, die weitere TV-Strategie und den Kursverfall der Aktien sowie den deutlichen Anstieg der Manager-Gehälter.
W&V: Trotz des hohen Verlustes im Konzern schlägt der Vorstand vor, den Aktionären eine Rekord-Dividende für 2007 von vier Euro auszuschütten. Ist das nicht unverantwortlich?
Malte Diesselhorst: Die Dividende kann der Axel-Springer-Konzern aus den Erlösen des Verkaufs der ProSiebenSat.1-Beteiligung bezahlen. Die Liquidität ist kein Problem. Das operative Geschäft ist besser gelaufen als im Vorjahr, wenn man von der Pin-Pleite absieht. Aus Sicht der Aktionäre halte ich die Erhöhung der Dividende deshalb für vertretbar, da ich davon ausgehe, dass das
laufende Geschäftsjahr für das Verlagshaus besser läuft als das alte. Aus Sicht der Privatanleger ist die erhöhte Dividendenzahlung natürlich erfreulich und wahrt auch die Kontinuität der Dividendenzahlungen bei Axel Springer.
W&V: Angesichts des erheblichen Kursverfalls ist die Dividendenzahlung für die Aktionäre aber eher ein Tropfen auf den heißen Stein - oder sehen Sie dies anders?
Malte Diesselhorst: Der Kursverfall ist bitter für die Aktionäre; er ist sicher zu einem wesentlichen Teil auf die Entwicklung bei dem Postdienstleister Pin zurückzuführen. Allerdings sind auch andere Unternehmen aus dem Medienbereich von Kursrückgängen betroffen; die Marktentwicklung spielte also auch eine Rolle.
W&V: Glauben Sie, dass sich der Aktienkurs des Verlagshauses wieder erholt?
Malte Diesselhorst: Der Vorstand geht davon aus, dass das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr wieder wächst. Dennoch sehe ich keinen konkreten Anlass, dass der Börsenkurs von Axel Springer kurzfristig wieder steigt, jedenfalls nicht in die Nähe des alten Niveaus. Hierfür müsste sich schon der gesamte Markt der Medientitel drehen.
W&V: In der Öffentlichkeit wurde heftig kritisiert, dass angesichts des hohen Verlustes die Gehälter des Vorstands im vergangenen Geschäftsjahr deutlich gestiegen sind. Halten Sie dies für gerechtfertigt?
Malte Diesselhorst: Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass Vorstände nicht für falsche Managemententscheidungen auch noch durch höhere Gehälter belohnt werden sollten. Allerdings hängt die Erhöhung der Vergütung hier mit den zugesagten Bonuszahlungen für das vorangegangene Geschäftsjahr 2006 zusammen. Der Verlust des Jahres 2007 und die deutliche Verringerung des Unternehmenswertes müssten sich konsequenterweise mit entsprechender Zeitverzögerung auf die Vergütung der Vorstände auswirken.