
IFOG Akademie :
Warum Nachwuchs-Designer den Dieben ihrer Plakate danken
Unbekannte stehlen in München Plakate, die Studenten der Designakademie IFOG in Handarbeit entworfen hatten. Die Ausbilder sind nun überzeugt: "Print wirkt!"
Ein Diebstahl, der die Bestohlenen mit Stolz erfüllt: Unbekannte haben Plakate gestohlen, die Studenten der Münchner Designakademie IFOG gestaltet hatten. Vier von 30 Motiven sind zwischen den Feiertagen am Odeonsplatz abhanden gekommen. Nun verkündet die IFOG: "Danke, Ihr Diebe!" Jörg Hennig, Co-Leiter der Ausbildungsstätte, zieht Vergleiche mit der großen Werbewirtschaft: "Wir fühlen uns ein wenig zurückversetzt ins Jahr 1993, als die Modekette H&M Plakate mit Anna Nicole Smith in ganz Deutschland plakatierte. Damals wurden unzählige Plakate geklaut und zierten die Wände vieler WG-Küchen." Der Diebstahl sei ein "irre guter Beweis dafür, dass Print wirkt". Und ein noch besserer dafür, "dass Ideenreichtum, gestalterische Qualität, schöpferischer Kreativität und vor allem der Spaß an der Sache Menschen bewegen können". "Für alles stehen die IFOG-Studenten", fügt der zweite Akademieleiter Payam Rezvanian hinzu.
Hintergrund: Zum Start des Wintersemesters 2014/15 war es Aufgabe der Studenten des Fachbereichs "Kommunikationsdesign", Plakate für die1983 gegründete Designakademie zu gestalten und in Handarbeit zu fertigen. Hängen sollten die Plakate, wie alljährlich, in den letzten zwei Dezemberwochen an den Plakatstellen der U-Bahnstationen Marien- und Odeonsplatz. "Es wurden Buchstaben ausgeschnitten, großflächig illustriert, mit Spiegelfolie gearbeitet und sogar auf Schleifpapier mit Holz geschrieben – keine Digitalarbeit", so Hennig als betreuender Fachdozent des Projekts. Alle Plakate wurden handsigniert und geprägt. Ihm zufolge entstanden Unikate. "Was uns so stolz macht? – Dass die Arbeit der Studenten so gut ankommt, dass sie geklaut werden! Dazu brauchen wir keine halbnackten Ex-Softporno-Models, dicke Titten, noch dickere Ärsche, oder Waschbrettbäuche", so Rezvanian. Es zeige sich abermals, "dass Werbung wirkt. Sofern sie gut gemacht ist. Und nicht wie ein Fremder marktschreierisch in fremde Geldbeutel greifen will."
Nun plant die IFOG eine eigene Plakat-Ausstellung. Auch könnte die Möglichkeit bestehen, das ein oder andere Motiv käuflich zu erwerben, wenn die Studenten es denn wollen. Alle Motive sind online zu finden. Hier eine kleine Auswahl im Bild: