
Lesetipp Frank Überall:
Warum Verleger mit "Tieflohn-Textern" nur verlieren können
Journalismus-Professor Frank Überall legt in einem Gastbeitrag auf "Newsroom.de" dar, warum Verlage ihre Journalisten als Marken pflegen müssen. Ein Lesetipp.
Ein leidenschaftliches Plädoyer pro Tageszeitung hält Frank Überall – und auch dafür, dass Verleger zum Nutzen der Leser in die Qualität der Redakteure investieren. Überall warnt: "Journalisten benötigen eine gewisse Beinfreiheit. Sie müssen anständig bezahlt werden und dürfen nicht zu Content-Robotern degradiert werden." Der Journalismus-Professor von der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (Köln/Berlin), ehrenamtliches Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Journalisten Verbands (DJV), legt in einem Gastbeitrag auf der Journalistenplattform "Newsroom.de" dar, warum Verlage ihre Journalisten als Marken pflegen müssen.
Als positives Vorbild führt Überall Wochenzeitungen wie "Die Zeit" an: "Sie konzentrieren sich darauf, die im Internet aufgeschnappten Informationshäppchen einzuordnen, zu systematisieren und in moderner Erzählweise zu beleuchten", so der Medienprofessor. Der Nutzen werde unterschwellig für jeden Leser klar. Wie die "Zeit", so müssten auch Tageszeitungen vertrauenswürdige Marken bilden. "Journalistinnen und Journalisten sind die Marken, in die auch investiert werden muss. Sie müssen als einzelne Marken gepflegt werden, denn sie stehen personalisiert für die Werte, die eine Zeitung in der Summe ausmachen: Glaubwürdigkeit, Mut, Qualität, ja auch die Unterhaltung", schreibt Frank Überall. Und das koste Geld. Der Medienausbilder warnt mit Blick auf Projekte wie die "Huffington Post", wo Blogger größtenteils ohne Bezahlung schreiben: "Bei einer Strategie der Tieflohn-Texter verlieren mittelfristig auch die Verleger. Gerade wenn es darum geht, nicht nur Standard-Geschichten runter zu tippen, muss man Muße haben. Nachdenken, recherchieren, abwägen, diskutieren - das kostet Zeit und somit Geld. Aber es rentiert sich."