
Gastbeitrag von Klaus Weise:
Warum der Flughafen-PR-Chef völlig zu Recht geflogen ist
Die Trennung von PR-Chef Daniel Abbou nach dessen Klartext-Interview bringt dem Pannen-Flughafen Berlin Brandenburg erneut in die Negativ-Schlagzeilen. Zu Unrecht, findet PR-Profi Klaus Weise.
Die Trennung von PR-Chef Daniel Abbou nach dessen Klartext-Interview bringt dem Pannen-Flughafen Berlin Brandenburg nochmal zusätzlich schlechte Presse. Völlig zu Unrecht, findet Klaus Weise: "Keine Ahnung von Krisen-PR zu haben, ist ein verdammt guter Kündigungsgrund", sagt der Geschäftsführer von Serviceplan Public Relations. Lesen Sie hier seinen Gastbeitrag für W&V Online.
Von Klaus Weise
Wären Sie gerne Pressesprecher eines Flughafens? Ich würde auf diese Frage mit Radio Eriwan antworten: Im Prinzip ja, aber nicht in Berlin. Falls Sie gerne Pressesprecher der Berliner Flughäfen Tegel, Schönefeld und des Großflughafens BER werden wollen, können Sie sich jetzt bewerben. Ihre Chancen sind gar nicht so übel – der Job wurde nämlich soeben frei. Daniel Abbou, erst seit gut vier Monaten Pressechef der Hauptstadtflughäfen wurde jüngst gefeuert. Für ein offenherziges Interview mit dem bis dato der Berliner Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Fachmagazin "PR-Magazin". Und das völlig zu Recht.
Was ist passiert? Der Mann hat Klartext geredet. Hat Sätze gesagt wie "kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt feste Garantien für diesen Flughafen." Oder über ein Gespräch mit seinem Chef: "Da war der Punkt, an dem ich meinen Kopf auf die Tischplatte geschlagen habe." Natürlich ist dies die Wahrheit. Aber ist es die Aufgabe eines professionellen Kommunikators, die Wahrheit zugespitzt und boulevardesk von sich zu geben? Nein, definitiv nicht.
Lockere Sprüche zur Erheiterung des Publikums im Zusammenhang mit dem Fertigstellungstermin des Großprojektes kann Mario Barth auf der Bühne raushauen oder der Moderator der Morningshow im Privatsender in Kleindettelsau. Job des Pressesprechers des Flughafens BER ist es, das Unglücksprojekt aus der Schusslinie zu nehmen, die Wogen zu glätten und an der einen oder anderen Stelle um Verständnis dafür zu werben, dass es alles andere als trivial ist, in einem hochregulierten Umfeld einen Flughafen aus der Erde zu stampfen. Das bedeutet nicht, dass der Mann lügen soll oder hohle Phrasen dreschen. Aber erwarten Sie vom Pressesprecher eines Burgerbraters, dass er erklärt, der häufige Genuss von Hamburger mit Pommes und Cola sei ungesund und mache dick? Auch das ist die Wahrheit. Aber die zu verkünden, wird jedes Fastfoodrestaurant anderen überlassen, beispielsweise den Gesundheitsexperten. Wer wie Flughafen PR-Chef Abbou ohne Autorisierung und jenseits sämtlicher hoffentlich vorhandener Sprachregelungen in einem Interview aus dem Nähkästchen plaudert, hat den Kern seiner Aufgabe nicht verstanden. Das ist für mich ein echter Kündigungsgrund.
Die Trennung von Daniel Abbou bringt dem Großflughafen erneut richtig schlechte Presse. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld wird Hohn und Spott ertragen müssen. Aber auch das war absehbar. Hätte man die Trennung nicht geräuschloser hinbekommen können? Hätte man sich nicht unter Gentlemen darüber verständigen können, dass man nicht zusammenpasst? Geräuschlos und mit den in solchen Fällen üblichen Formulierungen, die in ihrer Unklarheit schon wieder völlig klar sind? Irgendwie haben sie schon ganz gut zusammengepasst – Daniel Abbou, der Pressesprecher mit den flotten Sprüchen und der Pannenflughafen BER.