Die geografische Verteilung der Zettel

Die beiden in englischer Sprache verfassten Zettel sollen in Kleidern gefunden worden sein, die im walisischen Swansea gekauft wurden, der dritte, asiatisch verfasste Zettel in Belfast. Alle drei tauchten also in Großbritannien auf. Dort ist Primark zwar besonders stark, doch bei insgesamt 250 Filialen, die Primark in Europa betreibt, ist die Konzentration auf das Königreich doch auffällig.

Die englische Sprache auf den Zetteln

In Bangladesch beispielsweise, wo Primark unter anderem produziert, sind geschätzt 70 Prozent der Frauen Analphabeten. Dass eine Näherin dort auch noch englische Wörter aufsticken könnte, dürfte äußerst unwahrscheinlich sein.

Ungereimtheiten bei den Verkaufsdaten der einzelnen Produkte

Primark behauptet in einer Pressemitteilung, die beiden in Swansea aufgetauchten Zettel seien auf Produkten aufgebracht gewesen, die bereits 2013 zuletzt im Sale waren. In den Medienberichte zu den Funden wird dagegen suggeriert, die Kleider wären neu gekauft worden. Die angeblich 2011 gekaufte Hose aus Belfast soll dagegen seit 2009 nicht mehr im Verkauf sein.

Ob es nun tatsächlich betroffene Näherinnen waren, die die Botschaften verbreitet haben, oder Helfer aus dem Westen, die eine Debatte über die Arbeitsbedingungen anstoßen wollten – der Plan ging auf. Internationale Medienberichte, Shitstorm im Social Web und Boykott-Aufrufe sind die Folge. Gleichzeitig wird bereits die Agentur gelobt, die hinter einer möglichen Guerilla-Kampagne stehen könnte.

Schon vor rund einem Jahr stürzte das Social-Responsibility-Kartenhaus von Primark zusammen mit dem Rana Plaza ein. Damals wurde bekannt, dass das Unternehmen Kleidung in der Fabrik in Bangladesch hatte fertigen lassen, deren Gebäude im April 2013 eingestürzt war und mehr als 1100 Billigarbeiter unter sich begraben hatte. (fm/app/pda)


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Sie arbeitet als freie Journalistin für die W&V. Sie hat hier angefangen im Digital-Ressort, als es so etwas noch gab, weil Digital eigenständig gedacht wurde. Heute, wo irgendwie jedes Thema eine digitale Komponente hat, interessiert sie sich für neue Technologien und wie diese in ein Gesamtkonzept passen.