Aber wovon ich wirklich Augenkrebs bekomme, das ist dieser unglaubliche Hang zu schlichten Bildern. Sehr beliebt dabei: Hürdensprinter, Torwände, Zielscheiben, Sprinter in Startblöcken und dergleichen. Analogien für Blöde. Bei ihrer Lehrmethode setzen unsere Schulmeister in Geldangelegenheiten mit aller Kraft auf eine Simplifizierung, die sich in der Vergangenheit offenbar bestens bewährt haben muss.

Hier ein paar aktuelle Beispiele:

Was jahrzehntelang super funktioniert hat, daran darf man doch gerne festhalten, scheinen viele Marketingentscheider zu denken. Aber diese Rechnung wird nicht aufgehen, weil der Vertrauensschwund im Zuge der Finanzkrise viel zu gewaltig war und deshalb enorm tiefe Gräben zwischen Banken und Verbrauchern hinterlassen hat. Laut dem jüngsten GPRA-Vertrauensindex (November 2014) vertrauen heute nur noch zwölf Prozent aller repräsentativ Befragten den Aussagen der Finanzbranche. Es ist der niedrigste Wert seit Beginn der Index-Erhebungen.

Es steht doch völlig außer Frage: Wenn sich die Koordinaten so dramatisch verschieben, dann muss sich auch die Kommunikation in irgendeiner Form verändern. Und natürlich nicht nur die. Worte und Taten müssen miteinander einhergehen. Um hier nicht ausschließlich Kritik zu üben, sei an dieser Stelle auch ein Vorzeige-Case als positives Beispiel genannt: die Commerzbank. Mögen auch viele Berufsnörgler noch so sehr über die Hamburger Filialleiterin Lena Kuske lästern (ja, die gibt es wirklich), die Commerzbank und ihre Agentur Thjnk haben mit der Kampagne so ziemlich alles richtig gemacht: Klares Eingeständnis von Fehlern, verbunden mit konkreten, bereits umgesetzten Schritten, wie man‘s besser macht. Nur so funktioniert’s. Die Markenkampagne wurde geschickt mit entsprechenden Produktbotschaften verzahnt: etwa über die neue Baufinanzierung, bei der die Commerzbank ihren Kunden Kreditverträge mit günstigeren Drittanbietern vermittelt.

Auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken machen gute Werbung. Sie sind schlau genug, um aus ihrem jeweiligen Alleinstellungsmerkmal in der Kommunikation Kapital zu schlagen.

Aber die meisten Banken müssen noch sehr, sehr viel lernen.


Autor: Markus Weber

Markus Weber ist seit 20 Jahren Mitglied der W&V-Redaktion. Als Nachrichtenchef ist er für die aktuellen Themen auf wuv.de zuständig. Darüber hinaus ist er innerhalb der Redaktion der Themenverantwortliche für "CRM & Data". Aufgewachsen ist Markus auf einem Bauernhof im Württembergischen Allgäu. Mit fünf Geschwistern.