
Gastkommentar von Detlef Brendel:
Was erlaube Foodwatch?
Foodwatch hat die Kooperation zwischen dem DFB und Coca-Cola heftig kritisiert und den Sportverband als "Diabetes Förderer Bund" bezeichnet. Eine "Frechheit" und plumpe Panikmache, findet Autor Detlef Brendel. Eine Polemik.

Foto: Coca-Cola
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat die Kooperation zwischen dem DFB und Coca-Cola heftig kritisiert und den Deutschen Fußball-Bund als "Diabetes Förderer Bund" bezeichnet. Eine "Frechheit", findet Autor Detlef Brendel ("Die Zucker-Lüge")*, der die Aussagen von Foodwatch scharf attackiert. Er wirft der Organisation das Schüren von Ängsten und platten Lobbyismus vor. "Der DFB tut für die Gesundheit der Menschen an einem Tag mehr als Foodwatch seit der Gründung dieser angeblichen Verbraucher-Organisation", schreibt Brendel in seinem Gastkommentar für W&V.
Foodwatch kontra Breitensport: Was unterzuckerte Hirne so alles denken
Von Detlef Brendel
Foodwatch interpretiert die Buchstaben DFB als "Diabetes Förderer-Bund" und fordert den Deutschen Fußball-Bund auf, seine Verantwortung ernst zu nehmen und die Werbung mit angeblich ungesunden Lebensmitteln zu beenden. Man dürfe Unternehmen wie Coca-Cola, Ferrero und McDonald´s nicht erlauben, im Rahmen der Europameisterschaft mit der Fußball-Nationalelf zu werben. Eine überzeugt undemokratische Organisation wie Foodwatch, die den Verbraucher nachweislich für einen unmündigen Trottel hält, scheut vor keinem noch so platten Angriff zurück. Wenn es Foodwatch mit der Verantwortung ernst wäre, würde diese aggressive Aktivistengruppe ihre eigene Arbeit, die im Kern mit allen ihren Aktionen auf die Verunsicherung der Verbraucher und auf Angriffe gegen die Lebensmittelwirtschaft sowie die Politik abzielt, einstellen.
Mit der Spendenfreudigkeit von Menschen Geld zu verdienen, ist ein durchaus legitimes Geschäftsmodell, das auch so genannte Schutz-Organisationen provoziert, die damit das Auskommen oder die Profilneurosen ihrer Akteure finanzieren. Ein eindrucksvolles und die Ernährungsdiskussion in Deutschland prägendes Beispiel ist Foodwatch. Industrie ist bei Foodwatch einem permanenten Generalverdacht ausgesetzt, aus Profitgier den Menschen gegenüber rücksichtslos zu sein.
Mit platten Behauptungen, die Lebensmittelkonzerne wären ein Risiko für die Welternährung und die Gesundheit der Menschen, werden Ressentiments aufgebaut und Ängste geschürt. Mit einer völligen Ignoranz wissenschaftlich seriösen Fakten gegenüber werden Lebensmittel und einzelne Inhaltsstoffe mit der Entstehung von Krankheiten in Verbindung gebracht.
Man ist sich für kein konstruiertes Argument zu schade. Tatsachen werden so verdreht, dass sie zur Panikmache passen. Zum tradierten Aktionskatalog der Agitatorengruppe gehören auch immer wieder Forderungen nach Einschränkungen oder Verboten von Werbung. Thilo Bode, Gründer und Geschäftsführer von Foodwatch, hat für sein Geschäft mit der Angst erkannt, dass bei komplexen und sehr differenziert zu betrachtenden Themen die platten Behauptungen, auch wenn sie nicht der Realität entsprechen, die erfolgreichsten sind. Allein die lautstarke Kampagne bringt Aufmerksamkeit in den Medien und das Geld.
Passend zur Europameisterschaft nutzt die Aktivistengruppe den DFB als Hebel, um Unternehmen wie Coca-Cola, Ferrero und McDonald´s zu diskriminieren. Mit ihren Produkten sollen sie Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes Typ II fördern. Diese Behauptung wird kein seriöser Wissenschaftler mangels entsprechender evidenzbasierter Studien bestätigen. Aber das soll die Aktion der Verbraucher-Verunsicherer nicht stören.
Es ist eine schlichte Lüge, wenn Foodwatch behauptet, Zucker sei verantwortlich für eine "Adipositas-Epidemie" bis hin zu Diabetes mellitus. Bei sachlicher Betrachtung entpuppt sich der Angriff auf den DFB als Angriff auf den für die Gesundheit relevanten Breitensport.
Es ist eine Frechheit der Bode-Truppe, beim DFB im Hinblick auf die Gesundheit der Menschen Verantwortung anmahnen zu wollen. Dieser große Sportverband übernimmt eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Er fördert das Fußballspiel. Rund 165.000 Mannschaften in 25.000 Vereinen engagieren sich für eine bewegungsaktive Freizeit. Diese Organisation und die durch die EM aktuell besonders große Attraktivität des Sports für gerade Kinder und Jugendliche unterstützen die Unternehmen mit ihrer Werbung. Verantwortungsvolle Eltern sollten ihren Kindern eine Schokolade mit dem Konterfei eines Nationalspielers geben, wenn sie ihnen dafür versprechen, eine Stunde Fußball zu spielen statt vor dem Computerspiel zu sitzen. Dann wäre viel erreicht.
Es ist ein Hohn, wenn Foodwatch für seine aktuellen Ausfälle gesellschaftliche Verantwortung reklamiert. Man könnte auch sagen: Der DFB tut für die Gesundheit der Menschen an einem Tag mehr als Foodwatch seit der Gründung dieser angeblichen Verbraucher-Organisation.
*Über den Autor: Detlef Brendel ist studierter Kommunikationsforscher. Er arbeitet heute als Wirtschaftspublizist und leitet eine Presseagentur. In seinem Buch "Die Zucker-Lüge" beschäftigt er sich kritisch mit Ernährungsaufklärung und prangert eine Bevormundung der Verbraucher an.