
Produzentenallianz:
Werbefilmer gehen in die Offensive:"Es muss eine andere Wertschätzung her"
Aufwind bei der Sektion Werbung in der Produzentenallianz: acht Werbefilmproduktionen treten neu dem Verband bei. Mit Workshops für Kunden wie Kreative, einem neu installierten Projektmanager und einem runderneuerten Deutschen Werbefilmpreis geht die Sektion in die Offensive.
"Werbefilmer werden von den Kunden wie den Agenturen nicht mehr wie Partner, sondern wie austauschbare Dienstleister behandelt", sagt Tony Petersen, Inhaber der gleichnamigen Hamburger Produktion. Mehr denn je entscheide der Preis. Qualität spiele nicht mehr die entscheidende Rolle. Ein Einschätzung, die viele von Petersens Kollegen teilen. Folgen: Werbefilmproduktionen kämpfen mit der Rentabilität ihres Geschäfts und sehen sich gezwungen zu diversifizieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Mit mal mehr, mal weniger großem Erfolg. Und: die Qualität der Filme leidet, was sich nicht nur bei in den Ergebnissen deutscher Arbeiten bei internationalen Wettbewerben zeigt. Kurz: Die Stimmung in der Branche ist mies.
"Es muss eine andere Wahrnehmung und Wertschätzung bei allen Beteiligten her", fordert daher Petersen, der seit zwei Monaten für die Sektion Werbung spricht. Und stößt damit auf offene Ohren. Gleich acht neue Mitglieder holte er an Bord: Radical Media Berlin, Czar Film Hamburg/Berlin, Stink Berlin, Cobblestone Hamburg, e + p Hamburg, Gehrisch + Krack in Frankfurt, Zeitsprung in Köln und die neu aufgestellte Vogelsänger Film aus Düsseldorf.
So gestärkt geht die Sektion 2013 in die Offensive:mit Workshops für Kunden wie Kreative aus den Agenturen und einem runderneuerten Deutschen Werbefilmpreis (DWP). 2012 setzt der Wettbewerb aus. Viele dachten damals, der im vergangenen Jahr erstmalig inszenierte Reklamefilmpreis sei die Nachfolgeveranstaltung. Doch hat der eine mit dem anderen nichts zu tun.
Dieses Jahr wird es den Deutschen Werbefilmpreis auf jeden Fall wieder geben. Im Spätherbst. Der Ort ist noch offen, doch die Konzeption scheint klar zu sein. Laut Petersen wird es eine "qualtiative Neuausrichtung" geben. Man denkt daran, das Academy-Modell einzuführen. Dann würde eine etwa 25-köpfig Jury die besten Bewegtbildarbeiten im Markt beurteilen und auszeichnen - bezogen auf alle involvierten Gewerke. Auf Einsendegebühren soll verzichtet werden. Denkbar, dass die Arbeiten auf eine offene Webplattform gestellt werden können.
Welche Folgen das auf die für 2014 angekündigte Fusion des Deutschen Werbefilmpreises mit dem Spotlight-Festival hat, ist derzeit nicht absehbar. Aber der avisierte Zeitpunkt dürfte damit erst mal vom Tisch sein.
Ebenfalls auf der Agenda: Gespräche mit anderen Fachverbänden wie GWA, OWM und ZAW - um das Standing von Bewegtbildkommunikation zu verbessern. Schließlich, so Petersen, müssten alle an einem Strang ziehen, um die gewünschte Qualitität zu ermöglichen. Um die vielen Aufgaben überhaupt wuppen zu können, holt sich die Sektion personelle Verstärkung in Haus. Ab Mai wird es einen "Projektleiter" geben, der als Schnittstelle zwischen Mitgliedern, Vorstand und Geschäftsführung der Produzentenallianz fungiert und die Themen vorantreibt.
Eines der wichtigen Themen dürfte hier die Verwertungsgesellschaft für den Bereich Bewegtbild sein. Die TWF (Treuhandgesellschft Werbefilm) spült mittlerweile nicht nur den Produktionen sondern auch der Sektion Geld in die Kassen.
Im Frühsommer 2010 hatte sich der Verband Deutscher Werbefilmproduktionen (VDW) in die Produzentenallianz integriert. Vorausgegangen waren Austritte etlicher teils großer Werbefilmhäuser. In den Folgemonaten verbesserte sich die Situation nicht. Vielmehr kehrten weitere Mitglieder der jetzigen Sektion den Rücken. Auch weil die Beitragsstrukturen der Produzentenallianz die Werbefilmer finanziell über Gebühr belasteten und die dafür gewährten Leistungen eher übersichtlich waren. Jetzt sollen die Sätze neu diskutiert werden.