Serie:
Werber in der Walachei: Kraftjungs in Ettlingen
Ein Werberleben abseits von Hamburg, Düsseldorf oder München? Geht das überhaupt? Klar doch. Agenturen in der Provinz können durchaus attraktive Arbeitgeber sein. W&V Online fragt in einer neuen Serie ab sofort Agenturchefs aus dem Outback. Heute: Siegmar Tittjung, Chef der Agentur Kraftjungs in Ettlingen (u.a. Michelin und Porsche). Der Online-Fragebogen.
Ein Werberleben abseits von Hamburg, Düsseldorf oder München? Geht das überhaupt? Klar doch. Agenturen in der Provinz können durchaus attraktive Arbeitgeber sein. W&V Online fragt in einer neuen Serie ab sofort Agenturchefs aus dem Outback. Heute: Siegmar Tittjung, Chef der Agentur Kraftjungs in Ettlingen (u.a. Michelin und Porsche). Der Online-Fragebogen.
Wie erklären Sie einem Bewerber, wo Ihre Agentur liegt?
Erst einmal erkläre ich ihm einen Begriff der in unserer Branche eher selten fällt: Lebensqualität! Unsere Agentur liegt im Herzen von Baden, am Fuße des Schwarzwaldes, wo es die meisten Sterne Restaurants und wohl auch das beste Klima gibt. Es ist ein "Katzensprung" ins Elsass, nach Frankreich und in die Schweiz. Wer trotzdem mal Großstadtluft schnuppern will, ist in 90 Minuten in Frankfurt bzw. in 45 Minuten in Stuttgart. Ein hoher Wohlfühlfaktor ist also garantiert.
Ist Ettlingen für Sie (und Ihr Team) eigentlich inspirierend? Wenn ja: Warum?
Man darf das nicht aus der Großstadtbrille betrachten. Ettlingen ist sicher kein urbaner Schmelztiegel. Die meisten bei uns sind Pendler, haben Familie und kommen aus Regionen wie Karlsruhe, Pforzheim, Gernsbach oder Baden-Baden. Für Inspiration und das kulturelle Leben sind die jeweiligen Wohnorte also wahrscheinlich prägender.
Haben Sie im Team Mitarbeiter, die sich bewusst für Sie und gegen eine der großen oder angesagten Dickschiffe entschieden haben?
Ja, wir arbeiten seit ein paar Jahren mit erfahrenen freien Kreativen zusammen, die in ganz bekannten Agenturen gearbeitet haben und dort Führungspositionen hatten. Dazu zählen u.a. Scholz & Friends sowie Jung von Matt. Wenn es stimmt, was W&V und all die anderen Fachzeitschriften berichten, haben sich die Prioritäten auf dem Arbeitsmarkt ja doch verschoben: Arbeitsumfeld und persönliche Entfaltungsmöglichkeiten gewinnen rasant an Bedeutung, allein der große Agenturname ist nicht immer das entscheidende Kriterium.
Was bieten Sie Ihren Mitarbeitern, um Sie nach Ettlingen zu locken?
Wie gesagt: Viele von uns im Team sind Pendler. Deshalb statten wir nicht nur die Geschäftsleitung, Berater und Head of's im Unternehmen mit Firmenfahrzeugen aus, sondern auch alle Kreativen (CD, AD, JAD) und Kontaktassistenzen. Keiner muss sich hier also Gedanken über Winterreifen und die nächste Inspektion machen. Einmal im Monat kommt ein Friseur in die Agentur, und wir haben einen Masseur, der so oft genutzt werden kann, wie Bedarf besteht. Das ist gerade in Pitchphasen wichtig! Zudem fördern und bezahlen wir Weiterbildungen und Seminare und helfen unseren Jungs und Mädels auch in Privatsachen – etwa, wenn es um Kinderbetreuung oder ähnliches geht. So sind wir eine eingeschworene Familie geworden.
Wie hoch ist die Fluktuation bei Ihnen?
Die Kernmannschaft bzw. das Führungsteam ist seit 2003 an Bord. Von 20 Mitarbeitern, die wir aktuell haben, sind es zehn Personen, die seit über acht Jahren dabei sind. Weitere fünf sind schon seit sechs Jahren dabei. Diese Kontinuität in der Betreuung schätzen unsere Kunden. Aus diesem Grund setzen wir auch nur punktuell Freelancer ein, die zu uns passen und auch die "Vibration" der Kraftjungs verstehen.
Haben Sie denn selber schon mal Fernweh gehabt und über einen Umzug in eine der Werbemetropolen nachgedacht?
Ja, darüber habe ich tatsächlich länger nachgedacht. Das hätte ich allerdings vor zehn Jahren machen müssen, bevor ich mich für den Standort Süddeutschland entschieden habe. Tatsächlich habe ich aber auch eine Beteiligung bei einer Schweizer Agentur, um mal aus Ettlingen raus zu kommen. Wenn ich unter den Werbemetropolen wählen könnte, wäre es auf jeden Fall Hamburg. Da stimmt einfach alles: die Stadt, die Menschen, Topagenturen und Kreative.
Wie sieht’s bei Ihnen eigentlich aus?
Wir haben zwei Agenturhunde (von Mitarbeitern), 750 Quadratmeter Räumlichkeiten, ein Stockwerk mit Konfis und Besprechungszimmern. Die Kreativwerkstatt liegt auf einer Ebene, bei der sich Print-, Online-, Text, Beratung in kurzen Wegen austauschen können.
Die W&V-Serie "Werber in der Walachei" berichtet über Agenturen außerhalb der deutschen Werbehochburgen. Bereits erschienen: New Communication in Kiel und Zebra in Chemnitz.