
Internationale Möbelmesse:
Werbeschlacht: Möbelhandel überholt Lebensmittelketten
Mit einer Flut von bunten Werbeblättchen in den Briefkästen kämpfen vor allem große Möbelhändler in Deutschland derzeit um Marktanteile. Die Verbraucher greifen zu und haben wieder für steigende Umsätze gesorgt. Die Branche ist auch für 2017 optimistisch.

Foto: Internationale Möbelmesse / Gloster
Rabattschlacht im deutschen Möbelhandel im Kampf um die Kunden: Nach Beobachtungen des zuständigen Handelsverbands BVDM schalten Möbel- und Küchenhäuser mittlerweile in einigen Regionen bereits mehr Werbung als der Lebensmittelhandel. Gelockt werde dabei vielfach mit "Super-Sonderangeboten" und "Schnäppchen", berichtete der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM), Thomas Grothkopp, am Mittwoch in Köln vor der internationalen Möbelmesse IMM (16. bis 22.1.).
Hintergrund ist ein scharfer Wettbewerb und eine weiter zunehmende Konzentration in der Branche. Allein die "Top-Ten" des deutschen Möbelhandels hätten auch im vergangenen Jahr weitere Marktanteile hinzugewonnen und damit über 50 Prozent des Branchenumsatzes von 33,4 Milliarden Euro erwirtschaftet, berichtete Grothkopp. Befeuert werde das Wachstum im Wesentlichen durch die Übernahme bestehender Unternehmen.
Mit derzeit über 23 Millionen Quadratmetern sei auch die Verkaufsfläche im deutschen Möbelhandel im vergangenen Jahr weiter angewachsen. Mit 5,7 Millionen Quadratmetern entfalle dabei rund ein Viertel der Fläche auf 165 Riesen-Möbelhäuser mit mehr als 25 000 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Vor dem Hintergrund eines niedrigen Zinsniveaus und vieler Neubauten sei dabei die Lust am Einrichten in Deutschland ungebrochen. Auch im laufenden Jahr erwarte der Handel gute Geschäfte, kündigte Grothkopp an. Nach einem Umsatzplus von 2,5 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr rechne der deutsche Möbelhandel auch 2017 mit einer weiter steigenden Nachfrage.
Auch die deutsche Möbelindustrie konnte im vergangenen Jahr profitieren und ein Umsatzplus von 3,5 Prozent auf 18 Milliarden Euro erwirtschaften. Für 2017 rechnen die Hersteller mit einem weiteren Zuwachs um mindestens zwei Prozent.
Den Wettbewerbshütern sind die Werbetricks der Branche derweil ein Dorn im Auge. Die Wettbewerbszentrale hat dem deutschen Möbelhandel Ende Dezember unlautere Methoden vorgeworfen. Vor allem den Versprechen in den bunten Print-Prospekten sollten die Verbraucher keinen Glauben schenken: Von den 266 festgestellten Verdachtsfällen auf unlauteren Wettbewerb fanden sich 247 in den gedruckten Beilagen und nur 19 in der Online-Werbung, wie die Wettbewerbszentrale mitteilte.
Und auch das Bundeskartellamt griff jetzt durch. Es hat mehr als 4,4 Millionen Euro Bußgeld gegen fünf Möbelhersteller verhängt, weil sie unerlaubten Druck auf die Preise in Möbelhäusern ausgeübt haben. Händler, die aus Sicht der Industrie Waren zu billig angeboten haben, seien mit Liefersperren bedroht worden, teilte das Kartellamt am Donnerstag mit. Zum Teil hätten sie auch tatsächlich keine Ware mehr bekommen. Hersteller dürften zwar unverbindliche Preisempfehlungen aussprechen, aber keine Mindestpreise am Markt durchsetzen, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. "Denn wenn sie den Wettbewerb zwischen den Händlern einschränken, ist der Kunde der Leidtragende."
Betroffen sind die Hersteller Hülsta, Kettler (beide Nordrhein-Westfalen), Aeris (Bayern), Rolf Benz (Baden-Württemberg) und Zebra Nord (Niedersachsen). Alle Unternehmen hätten kooperiert; die Bußgeldbescheide seien mit einer Ausnahme rechtskräftig, teilte die Behörde mit. Eine Preisüberwachung, teils auch von konkurrierenden Möbelhändlern, habe es für die komplette Angebotspalette von Polstermöbeln über Bürostühle bis zu Garten- und Freizeitmöbeln gegeben. Bei der Höhe des Bußgeldes habe die Behörde sowohl die Kooperation der Unternehmen als auch die teils schwierige wirtschaftliche Lage der Hersteller berücksichtigt, heißt es in der Erklärung