
Munich Marketing Week:
Wie Händler und Gastronomen von chinesischen Touristen profitieren
Die Zahl chinesischer Touristen in Deutschland steigt. Doch nur Marken, die vorab auf ihrer Shopping-Liste landen, haben bei ihnen eine Chance. Wie das geht, erklärt Gina Hardebeck von Storymaker.

Foto: Storymaker
Chinesische Touristen lieben Shopping in Deutschland. Nach Daten von Planet Payment, die die Rückerstattung der Mehrwertsteuer für ausländische Touristen abwickeln, ist China die wichtigste Nation im Taxfree-Shopping in Deutschland. Chinesische Touristen machen demnach 41 Prozent des Marktes aus.
Doch diese Zielgruppe hat ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Wie man sie erreicht, erklärt Gina Hardebeck, Geschäftsführerin Vertrieb bei Storymaker.
Zielgruppe chinesische Touristen – wer sollte sich damit beschäftigen und warum?
Das Thema betrifft vor allem Händler, die Gastronomie und Hotels. Die spüren schon jetzt, dass sie mehr chinesische Kunden haben und die Zahlen belegen das. Die Deutsche Zentrale für Tourismus DZT zählte 2017 bereits rund 2,86 Millionen Gäste aus China. Bis 2030 rechnet das DZT mit fünf Millionen. Dazu kommen noch die Geschäftsreisenden.
Woher kommt diese Zunahme?
In der Vergangenheit hatten nicht einmal zehn Prozent der Chinesen einen Reisepass. Doch das wird sich ändern. Die Möglichkeiten, ein Visum für das Ausland zu bekommen, sind einfacher geworden. Gleichzeitig wächst in China die Mittelschicht und beginnt zu reisen. Wir können also davon ausgehen, dass in Zukunft noch mehr Besucher aus China kommen. Innerhalb der EU ist Deutschland das beliebteste Reiseland der Chinesen.
Wir können uns also auf mehr Reisegruppen in den Fußgängerzonen einstellen, die einem hochgehaltenen Regenschirm folgen?
Nicht unbedingt. Reisegruppen sind beliebt bei Chinesen, vor allem wenn sie das erste Mal im Ausland sind. Aber sie machen nur noch ein Drittel der Reisenden aus. Vor allem die Zahl der Individualreisenden wird zunehmen und sie stellen die Unternehmen hierzulande vor andere Herausforderungen als die Reisegruppen.
Was sind die großen Unterschiede?
Reisegruppen werden meist von einem Guide in bestimmte Restaurants und Shops geführt. Der erhält dann von den Unternehmen eine Provision, die sich am Umsatz der Reisegruppe orientiert. Individualreisende dagegen recherchieren schon zuhause sehr genau, was sie wo kaufen wollen. Sehr beliebt sind Luxusartikel, die hier günstiger sind als in China, oder Produkte, die es dort nicht gibt. Die Chinesen haben meist eine ganze Shoppingliste, die sie hier abarbeiten – nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Familie, Freunde, Arbeitskollegen. Im Durchschnitt gibt ein Chinese 700 Euro dabei aus.
Marken und Shops, die auf diese Shoppingliste wollen, sollten also schon in der Recherche der Reisenden daheim auftauchen?
So ist es. Eine chinesische Shopassistentin oder chinesische Bezahlsysteme sind nicht schlecht, reichen aber nicht aus, wenn westliche Brands in China gar nicht aufgefunden werden. Facebook und Twitter sind dort gesperrt, es wird kaum gegoogelt. Wer in China gefunden werden will, fährt mit Wechat am besten. Die App integriert alle möglichen Services, für die wir hier lauter einzelne Apps haben. Durchschnittlich vier Stunden pro Tag verbringt ein Chinese auf Wechat. Ein eigener Wechat-Kanal ist daher ideal, um in China auffindbar zu sein.
In einigen Shops kann man in Deutschland mit Alipay oder Wechat bezahlen. Welche Rolle spielen die Bezahlsysteme?
In China ist mobile Payment absolut gängig. Daher erwarten Chinesen zunehmend auch im Ausland, mit ihrem Smartphone bezahlen zu können. Die beiden Systeme teilen sich den chinesischen Markt ungefähr 50:50 auf, sind aber mehr als nur Bezahlsysteme. AliPay ist gleichzeitig eine Marketing-Plattform und ein Reiseführer. Mit Couponing und Rabatten lassen sich die Kunden in der App ansprechen. Besondere Partner können auch Geo-Tracking nutzen und die User auf Angebote in ihrer Nähe aufmerksam machen. Darüber hinaus gibt es City Pages innerhalb von AliPay. Auf diesen Seiten sehen die Nutzer beispielsweise alle Shops und Restaurants in München, in denen sie mit der App bezahlen könnnen. Das Traditionsrestaurant Der Ratskeller am Münchner Marienplatz etwa hat ein eigenes Gericht für Kunden, die mit Ali Pay bezahlen: Schweinshaxe ohne Knödel – denn die mögen die chinesischen Touristen meist nicht so gerne.
Wie Unternehmen es schaffen, auf die Shopping-Liste der chinesischen Touristen zu gelangen, erklärt Gina Hardebeck auf der Munich Marketing Week, die vom 4. bis 6. Juni 2019 in München stattfindet. Holen Sie sich inspirierende Ideen für morgen, lernen Sie Technologien kennen, die sich nach Zukunft anhören, aber jetzt schon Realität sind. Mehr Informationen zum Programm und den Referenten finden Sie hier.