
Nach Insolvenz:
Wie Phönix aus der Asche: Kommt Schlecker zurück?
Sie war eine der bekanntesten Marken im Nachkriegsdeutschland: Schlecker. Doch neue Konkurrenten machten dem Familienbetrieb schwer zu schaffen. 2012 folgte die Insolvenz - und jetzt eventuell die Wiederbelebung.

Foto: Shutterstock
Für Patrick Landrock ist Schlecker nicht die erste Marke, die er aus der Insolvenz rettet. Sein Unternehmen kitzVenture schlug auch schon bei Von Floerke zu, einer Herrenmodemarke, die durch die Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen" bekannt wurde.
Für 2022 hat sich Landrock, in Stuttgart geboren und nun in Kitzbühel ansässig, vorgenommen, die Marke "Schlecker" wiederzubeleben und zum europäischen Marktführer auszubauen.
Zu seinen Hochzeiten erwirtschaftete das Familienunternehmen Schlecker 6,55 Milliarden Euro pro Jahr und beschäftigte europaweit rund 47.000 Mitarbeiter:innen. Die Filialen waren eher karg und lieblos ausgestattet, neue Konkurrenten wie Rossmann und dm luchsten den Schwaben nach und nach Marktanteile ab, bis sich die Insolvenz 2012 nicht mehr abwenden ließ. Eine Tragödie nicht nur für die Belegschaft, sondern auch für die Familie Schlecker. Anton Schlecker wurde wegen vorsätzlichen Bankrotts zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe verurteilt. Die beiden Kinder Lars und Meike mussten sogar in Haft - wegen Untreue, Insolvenzverschleppung, Bankrott und Beihilfe zum Bankrott.
Dennoch - die Marke "Schlecker" ist noch heute europaweit jedem ein Begriff, meint Landrock. Nach dem Comeback soll Schlecker "noch größer, digitaler und innovativer" sein. Es soll der größte Angriff in der Geschichte des europäischen Handels werden, verkündet Landrock vollmundig.
Landrock lässt sich getrost als schillernde Persönlichkeit bezeichnen, die auch vor Streitigkeiten nicht zurückschreckt. So verklagte er die Rechtsanwaltskanzlei Greiter, Pegger, Kofler & Partner auf über eine halbe Million Euro Schadensersatz wegen fehlerhafter Beratung. Gleichzeitig steht er derzeit selbst vor Gericht - wegen Anlagebetrug.
Zu seinen Schlecker-Plänen sagte Landrock: "Schlecker wird in Zukunft kein reiner Drogeriemarkt mehr werden, sondern auch stark mit Produkten des täglichen Bedarfs wie z.B. Lebensmittel, Büro- und Geschäftsbedarfsprodukte sowie Baumarktartikel auftreten." Außerdem sei ein "Miet-Commerce" für Unterhaltungs- und Haushaltsgeräte in Vorbereitung. "Unsere innovative Technologie-Plattform wird uns sowohl online als auch im Filial- und Liefernetz einen Vorsprung ermöglichen, den der Wettbewerb nur schwer wieder aufholen wird."
Ums dafür nötige Kapital scheint sich Landrock keine Sorgen zu machen: "Wir stehen bereits mit verschiedenen einflussreichen, internationalen Family Offices als auch mit institutionellen Investoren in fortgeschrittenen Gesprächen, bereits in diesem frühen Stadium steht eine Multi-Milliarden-Unternehmensbewertung im Raum. Schlecker wird so oder so zum Einhorn werden, also eine Unternehmensbewertung von mehr als einer Milliarde Euro erhalten." Was allerdings noch offen ist - der Firmensitz. Als Optionen stehen Österreich und Deutschland zur Wahl.