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Zalando: Rote Zahlen trotz 50 Prozent mehr Umsatz
Zalando ist mit seiner einprägsamen Werbekampagne und einer lockeren Rücksende-Politik schnell in die Spitzenliga im europäischen Modehandel aufgestiegen. Aber es gibt nach wie vor rote Zahlen - und Zalando sieht auch keinen Druck, schnell Geld zu verdienen.
Zalando ist im vergangenen Jahr erneut kräftig gewachsen, schreibt aber weiter rote Zahlen. Der Umsatz stieg 2013 um mehr als 50 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro, wie das Berliner Unternehmen mitteilte. Die Werbemaßnahmen von Jung von Matt haben offenbar neue Kunden gebracht: Die Zahl der aktiven Kunden stieg von neun auf 13 Millionen.
Allerdings verbesserte sich die Profitabilität weniger als erhofft, wie Geschäftsführer Rubin Ritter einräumte. Ein Grund dafür
seien branchenweit hohe Preisnachlässe nach einem milden Winter und späten Sommerbeginn gewesen. Die Rücksendequote sei stabil bei rund 50 Prozent geblieben. Zalando berechnet diesen Wert über den Umsatz und nicht nach der Zahl der zurückgeschickten Artikel oder Pakete.
Zudem wurde die Logistik-Kapazität mehr als verdoppelt. 2013 nahm Zalando sein erstes selbstkonzipiertes Logistikzentrum in Erfurt in Betrieb, das 2014 weiter ausgebaut werden soll. Allerdings gab es bereits im Oktober einen Bericht der "Spiegel" über Unmut der Mitarbeiter im Logistikzentrum in Erfurt. Sie beklagten einen geringen Lohn, die Überwachung ihrer Arbeit, und dass sie durchgängig stehen müssten. Würde ein Mitarbeiter als langsam auffallen, würde sein Arbeitspensum genau mit protokolliert, berichteten Mitarbeiter dem Magazin.
Ein Börsengang, über den immer wieder spekuliert wird, habe derzeit keine Priorität, erklärte Ritter. "Es ist eine mögliche interessante Option für die Zukunft." Erst vor kurzem befeuerte das "Manager Magazin" die Gerüchte zu einem möglichen Börsengang mit einem neuen Bericht. Darin zitiert das Magazin Insider, die noch 2014 mit Zalandos Gang auf das Parkett rechnen - möglicherweise sogar schon zum Ende des zweiten Quartals 2014. Die Umbildung in eine Aktiengesellschaft vor einigen Monaten sei laut Ritter keine Vorentscheidung dafür. Zalando sehe auch keinen Druck, schnell in die schwarzen Zahlen zu kommen: Das Unternehmen wolle mittel- bis langfristig Geld verdienen, derzeit sei es aber wichtig, in den Ausbau des Geschäfts zu investieren.
Eine wichtige Baustelle dabei ist das Mobile Web. Ende 2013 kamen laut Zalando bereits 35 Prozent der Shop-Besuche von Mobilgeräten, einschließlich Tablets. Optimierte Zalando Shops für das mobile Einkaufen sind mittlerweile in allen 15 Märkten verfügbar, in denen das Unternehmen aktiv ist. In Deutschland gibt es außerdem Apps für Android und iOS Geräte. Zalando wollel sich aktiv nach der steigende Mobilnutzung der Kunden richten, so das Unternehmen.
In der Kernregion Deutschland, Österreich und Schweiz sei Zalando vor Zinsen und Steuern (EBIT) bereits aus der Verlustzone herausgekommen, hieß es. In der gesamten Gruppe habe sich die EBIT-Marge 2013 um rund einen halben Prozentpunkt verbessert, war demnach aber immer noch deutlich negativ mit etwa minus 6,7 Prozent.
Zalando verwies auch auf die vorhandene Netto-Liquidität von 350 Millionen Euro, mit der künftiges Wachstum finanziert werden könne. Die Chefin des Hauptaktionärs Kinnevik, Christina Stenbeck, wurde zur Aufsichtsratsvorsitzenden berufen.
Die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet, unter deren Fittichen Zalando groß geworden war, hatte im vergangenen August ihre Beteiligung an die eigenen Anteilseigner übertragen. Damit wurde die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik zum größten Zalando-Teilhaber mit 37 Prozent.
Im Dezember folgte dann die Umbildung in eine Aktiengesellschaft. Das kann zumindest als theoretische Voraussetzung für einen möglichen Börsengang gewertet werden. Zalando selbst spricht von einem lange geplanten Schritt in Richtung einer Unternehmensstruktur, die Flexibilität für die künftige Entwicklung gebe. (dpa/fm)