
Nach Shitstorm:
Zalando-Verriss bleibt für RTL ohne rechtliche Folgen
Die von RTL angeheizte Empörung über den Online-Händler Zalando bleibt vor Gericht ohne Folgen. Der Staatsanwalt begründet es so.
Die Ermittlungen gegen eine RTL-Reporterin wegen verdeckter Recherchen beim Online-Modehändler Zalando werden eingestellt. Dies berichtet der MDR in Erfurt in seinen Nachrichten unter Bezug auf die Staatsanwaltschaft vor Ort. Behördensprecher Hannes Grünseisen sagt dem ARD-Sender, die journalistische Tätigkeit mit einer Kamerabrille sei nicht strafbar. Und: Der Verdacht auf Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen habe sich nicht bestätigt.
Wir erinnern uns: RTL warf Zalando in einer Dokumentation im April vor, es mit dem Arbeitsrecht nicht ganz so ernst zu nehmen. Die junge Journalistin Caro Lobig hatte sich undercover als Lagerarbeiterin in Erfurt beworben, um die Zustände dort zu dokumentieren. Unterstützung erhielt sie vom Undercover-Papst Günther Wallraff. Heimlich ausgestattet mit einem Schrittzähler lief sie angeblich bis zu 27 Kilometer am Tag als so genannte Pickerin – drei Monate lang. Sie sammelte Artikel für Bestellungen aus hunderten von Regalmetern zusammen und wurde dabei mit Hilfe ihres Produkt-Scanners überwacht. Aus den Daten leiteten die Vorgesetzten die Schnelligkeit der Picker ab, ermittelten aber auch ihre Standzeiten.
Ende März flog die Journalistin auf, weil sie im Job nach Zalando-Angaben eine Kamerabrille trug. Offenbar hatten Mitarbeiter Wirtschaftsspionage vermutet und die Polizei gerufen, die die Brille beschlagnahmt habe. Nachdem der Erfurter Online-Händler der Journalistin gekündigt hatte, strahlte RTL Mitte April eine Enthüllungs-Reportage mit zahlreichen Innenaufnahmen aus der Versandhalle aus - mit großer Resonanz im Netz. In der Sendung gab die Reporterin an, sie habe ständig unter Kontrolle gestanden und sei enormem Leistungsdruck ausgesetzt gewesen. Ein Arbeitsrechtler prangerte außerdem die willkürlichen Diebstahlkontrollen als unzulässig an, da sie die Belegschaft unter Generalverdacht stelle.
Bei Zalando, mit rund 2000 Beschäftigten größter Versandhändler Thüringens, hat sich seither einiges getan. So will das Unternehmen den Anteil unbefristet angestellter Mitarbeiter an der Belegschaft erhöhen. Ein Vertreter des Unternehmens versicherte laut MDR-Nachrichten am Mittwoch bei einem Runden Tisch im Sozialministerium, bei Zalando gebe es auch keine Widerstände gegen einen Betriebsrat.