
Kreation des Tages:
Zeitung zähmt Politiker
Hyänen, Schlangen und Chamäleons setzt die Times ins Unterhaus. Nur Löwe und Einhorn können das Brexit-Gezeter schlichten.

Foto: News UK
Erich Kästner berief bereits 1949 die "Konferenz der Tiere" ein. Das tierische Parlament war eine Friedenskonferenz - um der Herrschaft der Menschen, die Kriege und Hunger hervorgebracht hat, etwas entgegenzusetezn.
Das tierische Parlament, das der Medienkonzern News UK hier einberuft, stellt Tiere nicht als die besseren Menschen dar. Sondern symbolisiert eher den wilden Haufen im britischen Parlament. Den zu zähmen - und für Leser verständlich zu übersetzen -, das sieht New UK als die Aufgabe seiner Zeitungen, allen voran der Times und der Sunday Times.
Mit dem Fernsehwerbespot bekräftigen die beiden Zeitungstitel ihr Ziel, die Leser zu informieren, gerade in unruhigen Zeiten. Sie spielen damit zugleich auf das Geschnatter an, das es im britischen Unterhaus traditionell gibt. Rund um den Brexit ist das ja eher noch wilder geworden.
Die Markenkampagne zeige die Politiker als Tiere des Westminster Zoos, teilt News UK zur Kampagne mit. Deren ständiges Geschrei und die Kluft zwischen ihnen verursachten zwar viel Lärm, bedeuteten aber, dass die Öffentlichkeit die Brexit-Verhandlungen gar nicht mehr verstehen könne.
Als Bändiger treten sehr majestätisch Löwe und Einhorn auf - die Wappentiere aus dem Times-Logo.
Der 40-Sekünder ist auf großen Sendern wie Channel 4, ITV und Sky zu sehen. Eine Kurzfassung von 20 Sekunden spielt News UK über Social Media mit dem Hashtag #PoliticsTamed aus. Die tierischen Politiker werden außerdem auf Motiven abgebildet, die auf Bussen und Taxis durch die Städte fahren.
Der Kampagnenauftakt am 14. Februar war eine Projektion des Paralamentszoos auf den Außenmauern des Parlamantsgebäudes.
Die Kampagne entwickelte die Inhouse-Agentur von News UK, Pulse Creative London (betrieben von WPP und The Partnership), unter Federführung von Paul Alderman und Andy Peel. Regie: Will Bartlett, Framestore.
Times-Herausgeber John Witherow: "Unsere Kampagne fängt die aktuelle Stimmung ein, es herrschen Verwirrung und Frust. Bei der Times versuchen wir mit unserer Berichterstattung, Klarheit und Ausgewogenheit zu diesem entscheidenden Augenblick in der britischen Politik beizutragen."
Das ist durchaus als Kampfansage in Zeiten von Desinformationskampagnen und Fake News zu verstehen. Auch wenn es die Marketingchefin von Times und Sunday Times weniger harsch formuliert. Catherine Newman: "Zurzeit gibt es sehr viele Informationen aus sehr vielen Quellen, sodass es schwer ist, sich einen Reim darauf zu machen." Das spreche die Kampagne "Policitcs. Tamed" an. Und verspreche seinen Lesern weiterhin Orientierung und Analyse.