
Zoffel: "Ich habe Ruzicka zu 100 Prozent vertraut"
Im Ruzicka-Prozess musste der frühere Agenturchef Reinhard Zoffel am Montag Farbe bekennen: Über seine damalige Agentur ZHP sollen rund 6,5 Millionen Euro an mutmaßliche Tarnfirmen geflossen sein. Zoffel will von möglicher Untreue im Ruzicka-Imperium nichts geahnt haben: "Ich dachte, wo Ruzicka draufsteht, ist Carat drin". Aus Wiesbaden berichtet W&V-Mediaexpertin Sonja Feldmeier.
Im Prozess gegen Alexander Ruzicka musste jetzt auch der frühere Agenturchef Reinhard Zoffel in den Zeugenstand. Zoffel betrieb bis vor wenigen Jahren gemeinsam mit dem heutigen hessischen Europaminister Volker Hoff die Wiesbadener Werbeagentur Zoffel Hoff Partner (ZHP), die heute unter dem Namen Wunderkind firmiert.
In seiner teilweise recht emotionalen Aussage schilderte er seine Zusammenarbeit mit Aegis: 2002 sei er Ruzicka vom damaligen Carat-Chef Heinrich Kernebeck vorgestellt worden. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die bis hin zu einer gemeinsamen Urlaubsreise ging. ZHP band sich exklusiv an Aegis. In der Hoffnung auf "mehr Infos, bessere Konditionen und wichtige Kontakte", wie Zoffel heute erklärt.
Innerhalb weniger Jahre flossen rund neun Millionen Euro an Rückvergütungen über die Aegis-Tochter Carat an ZHP. 6,5 Millionen wanderten danach auf Konten der mutmaßlichen Tarnfirmen Camaco, Watson und OH14. Zoffel will die Unternehmen allesamt für Carat-Töchter gehalten haben: "Ich habe Ruzicka zu hundert Prozent vertraut".
Wie großzügig Ruzicka abrechnete, störte damals niemanden. Die Rechnungslegung muss teilweise recht hemdsärmelig gewesen sein: Zoffel, der gemeinsam mit seinem Partner Hoff auch mehrere Events für Carat organisierte, brachte Ruzicka seine Rechnungen vorbei, und der Aegis-Chef trug in die vorbereiten Scheck-Formulare von ZHP ein, was gewünscht wurde.
Stutzig wurde Zoffel auch nicht, als die gemeinsame Internet-Plattform "Best of" gegründet wurde. Die Firma hatte ihren Sitz in Volker Hoffs Elternhaus in Mühlheim am Main, mit im Boot waren Firmen namens Life2 Solutions und Cascade, die Zoffel wiederum für Carat-Töchter hielt. An dem Projekt waren auch Ruzicka, Kernebeck, Volker Hoff und ein Wiesbadener Rechtsanwalt beteiligt. Carat leistete eine Anschubfinanzierung über ein Mediavolumen von sechs Millionen Euro brutto. Als Best of aber nicht funktionierte, musste Zoffel die Gesellschaft wieder abwickeln. Die Staatsanwaltschaft lässt alle Geschäftsunterlagen derzeit von einem Wirtschaftsdprüfer durchleuchten.
Noch Anfang 2006 wurde noch eine zweite gemeinsame Gesellschaft gegründert:, die "Arbeitsgemeinschaft Public Relations" in Berlin. Ziel war die Akquisition politischer Kunden. Auch der damalige Aegis-CFO Andreas Bölte, der seinerzeit bereits eine anonyme Anzeige gegen Ruzicka in Gang gebracht hatte, war darin einbezogen, wie Zoffel betonte.
Zweifel will Zoffel damals nicht gehabt haben: "Ich ging immer davon aus: Wo Ruzicka draufsteht, ist Carat drin". Heute müsse er aber konstatieren, "dass ich getäuscht worden bin". Zoffels Ex-Partner Volker Hoff wird als nächster Zeuge geladen. Der heutige Minister war seinerzeit für die Finanzen der Agentur zuständig und laut Zoffel in alles eingeweiht: "Es war keine geheime Kommandosache".