Doch die gute Nachricht für Zoom ist, dass mit dem Anstieg der Nutzung durch Verbraucher auch das Kerngeschäft mit Unternehmen gewachsen ist. Zoom hat jetzt über 265.000 Firmenkunden mit mehr als zehn Mitarbeitern - viermal mehr als vor einem Jahr. Und 769 von ihnen - doppelt so viele wie ein Jahr zuvor - geben mehr als 100.000 Dollar pro Jahr für Zooms Dienste aus. Der Jahresumsatz wird nach der neuen Prognose mit bis zu 1,8 Milliarden Dollar (rund 1,6 Mrd Euro) rund dreimal höher sein als im vergangenen Geschäftsjahr.

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Neuer Konkurrent für Apple, Google und Facebook

Den Corona-Boom will Zoom als Brückenkopf für künftiges Wachstum nutzen. Videokonferenzen und gewöhnliche Telefonie könnten im Grunde mit ein und demselben Produkt abgedeckt werden, gab Yuan zu bedenken. Deswegen sehe Zoom hier große Chancen auf neues Geschäft - auch wenn es um die private Nutzung geht. "Videokonferenzen werden zu einem Verbrauchergeschäft", betonte Yuan. Er sieht hier Chancen, mit den Videochat-Angeboten der großen Tech-Konzerne Apple, Google, Facebook und Microsoft mithalten zu können, die von der Corona-Krise allesamt nicht so stark profitieren konnten wie Zoom - aber ihre Dienste verbesserten.

Dem Aufsteiger Zoom machten in den vergangenen Monaten auch Negativ-Schlagzeilen zu schaffen - die erhöhte Aufmerksamkeit durch Experten förderte Sicherheitslücken zutage und sorgte für Kritik am Verschlüsselungskonzept des Dienstes. Wenn man sich künftig zwischen mehr Sicherheit oder mehr Bequemlichkeit für die Nutzer entscheiden müsse, werde die Sicherheit Vorrang bekommen, versicherte Yuan. Zoom habe die Konsequenzen der breiteren Nutzung durch Verbraucher außerhalb gesicherter Unternehmens-Infrastruktur in der Corona-Krise zunächst nicht voll durchdacht, räumte er ein.

Komplett-Verschlüsselung, bei der grundsätzlich nur die Teilnehmer Zugang zu Inhalten haben, sollen unterdessen nur Unternehmenskunden vorbehalten bleiben, bekräftigte Yuan. "Gratis-Nutzern wollen wir das ganz bestimmt nicht geben, weil wir etwa mit dem FBI und örtlichen Polizeibehörden zusammenarbeiten wollen, wenn Leute Zoom für schlechte Zwecke missbrauchen", sagte er in einer Videokonferenz mit Analysten. Tech-Konzerne, die zum Datenschutz die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzen - etwa Apple oder Facebook beim Chatdienst WhatsApp - werden regelmäßig von Behörden kritisiert, mit dem Vorwurf, dies behindere die Aufklärung von Straftaten.

Im Ende April abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich von 122 auf 328 Millionen Dollar, wie die Firma nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Unterm Strich blieben rund 27 Millionen Dollar Gewinn übrig - nach nur rund 200 000 Dollar ein Jahr zuvor. Die Anleger, die den Zoom-Kurs seit Jahresbeginn von rund 69 auf 208 Dollar ansteigen ließen, reagierten auf die Zahlen verhalten. Im vorbörslichen Handel am Mittwoch notierte die Aktie kaum verändert.

Andrej Sokolow, dpa