Einige Meinungen dazu:

Fritz Cola, Lemonaid, TLGG und die Hirschen Group haben sich schon frühzeitig mit #wirsindmehr solidarisiert. Auch die Mitfahr-App Blablacar möchte mit seinem Engagement ein Zeichen für die "Prinzipien der Toleranz und des Teilens" setzen. "Damit möglichst viele Menschen an dieser friedlichen Art des Protests teilnehmen können, schenkt Blablacar Fahrern, die am 3. September eine Fahrt nach Chemnitz auf BlaBlaCar anbieten und mindestens einen Mitfahrer mitnehmen, einen Tankgutschein im Wert von 20 Euro", verkündet das Unternehmen. Wie man in den Genuss des Tankgutscheins kommt, lässt sich hier nachlesen.

Die fremdenfeindlichen Krawalle in Chemnitz beschäftigen auch viele Musiker. Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel rief im Deutschlandfunk dazu auf, sich klar gegen Rechts zu stellen: "Liebe Leute, bitte, bitte, bitte: Zeigt auf der Straße, dass wir nach wie vor die Mehrheit sind." Der gebürtige Leipziger sagte am Sonntag: "Ich glaube, dass jeder Mensch - egal, ob er ein Künstler ist oder ich sag jetzt mal ein ganz normaler Mensch ist, ober er ein Taxifahrer ist, ob er im Büro arbeitet oder an der Kasse sitzt: Er sollte sich jetzt positionieren." Für Menschen, die nach wie vor mit Pegida, der AfD, populistischen oder rechtspopulistischen Strömungen sympathisierten, habe er null Verständnis.

Ähnlich äußerte sich der Frontmann der irischen Rockband U2. Sänger Bono rief am Freitagabend mehr als 14.000 Fans in der Berliner Mercedes Benz Arena zu: "Solche Leute gehören nicht zu Europa und diesem Land", erklärte der 58 Jahre alte Sänger beim Konzert der Band. Während der Show der vier Musiker tauchte plötzlich der Slogan "#wirsindmehr" auf dem riesigen Bühnen-Bildschirm auf. Die Menge applaudierte und jubelte.

"Ich wünsche mir, dass wir alle wieder zusammenfinden, auf einen Grundkonsens kommen, zu einer Haltung, einem gemeinsamen Verständnis, das uns alle, die wir hier leben, verbindet", sagte der aus Erfurt stammende Sänger Clueso (38) der "Welt am Sonntag". "Aber jetzt und hier müssen wir klare Grenzen ziehen und "Nein" sagen zu Rassismus und Gewalt." Demokratie sei auch Arbeit, "viel Arbeit an etwas, das immens wichtig ist und uns alle zusammenhält".

Die Kölner Band BAP postete auf ihrer Homepage Werbung für das geplante Konzert in Chemnitz und stellte dazu einen Song, in dem es heißt: "Wie wär es, wenn du dem Blaumann jetzt sagst, dass du Rassistensprüche gar nicht verträgst?"

In Chemnitz gibt es seit Tagen fremdenfeindliche Demos und Gegenproteste. Auslöser war der Tod eines 35 Jahre alten Deutschen, der am 26. August bei einer Messerattacke in Chemnitz getötet worden war. Zwei Begleiter wurden verletzt. Als Tatverdächtige sitzen ein Iraker und ein Syrer in Untersuchungshaft.

am/mit dpa

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Text vom Fr., 31.08.2018, zum selben Thema:

So unterschiedlich die Bands auch sind, sie haben ein Anliegen: "Diesem rassistischen Mob hat man nicht unwidersprochen die Straße zu überlassen. Wir freuen uns, wenn noch viel mehr Leute den Arsch hochbekommen und wenn die Menschen, die sich diesen Zuständen immer wieder in den Weg stellen, auch mal Kraft tanken können." Dazu dient das Open-Air-Konzert in Chemnitz, bei dem am Montag, 3. September, ab 17 Uhr Die Toten Hosen, die Rapper Marteria & Casper, K.I.Z, Nura, Feine Sahne Fischfilet sowie die Lokalmatadore Kraftklub und Trettmann spielen. Seit die Künstler ihren gemeinsamen Auftritt unter dem Motto #wirsindmehr angekündigt haben, rollt die Solidaritätswelle. 

Nicht nur Privatpersonen beteiligen sich daran, zur Teilnahme an #wirsindmehr aufzurufen. Der Reiseanbieter Flixbus verspricht Freifahrtscheine, Coca-Cola will Getränke kostenlos zur Verfügung stellen. Einige Unternehmen geben ihren Mitarbeitern frei oder organisieren sogar Fahrten im "Firmenbulli". Organisationen vom BDKJ bis zur IG Metall laden nach Chemnitz ein. Marken aus der Region - wie etwa der Uhrenhersteller Nomos - stellen außerdem eine gemeinsame Anzeigenkampagne auf die Beine. 

Auch die Berliner Agentur TLGG schließt sich an und fordert auch Kunden und Partner zur Positionierung auf. "Jetzt ist nicht die Zeit, sich schweigend etwas auf seine Toleranz einzubilden", sagt Fränzi Kühne, Mitgründerin und Geschäftsführerin. Kurzentschlossen entschieden Mitarbeiterinnen und Geschäftsführung, am Montag nach Chemnitz zu fahren. "Positioniert euch", fordert die Agentur in einem gemeinsamen Statement der Gründer Fränzi Kühne, Christoph Bornschein und Boontham Temaismithi. "Denn natürlich geht es um Grenzen. Um die des Anstands, die der Aufrichtigkeit, die der Würde." Die 180 Angestellten der Agentur, die die Reise und die Kommunikation auch gemeinsam planen und gestalten, bekommen für die Fahrt nach Chemnitz Sonderurlaub. Kühne hofft, dass andere Agenturen, Kunden und Partner nachziehen: "Der stille Glaube, mit einer humanistischen Einstellung Teil einer unerschütterlichen Mehrheit zu sein, reicht nicht. Es ist Zeit, sich deutlich zu positionieren – in der Kommunikation, im Handeln, in der Präsenz. Denn eine klare Position ist der Einstieg in den Dialog, den unsere Gesellschaft verlernt hat." Nach der Bekanntgabe reagierten bereits viele Kunden mit Lob und handeln, so wie Fritz-Cola. 

Es geht TLGG nicht um ein einmaliges Event, betont Simon Bölts, Projektmanager und einer der Initiatoren der Teilnahme: "Wir wollen neue Plattformen, Konzepte, Ansätze für den Dialog finden. Wir wollen einen gesellschaftlichen Diskurs jenseits der Tweet- und Kommentarreigen der Behauptungen, Statistikfragmente, sich selbst bestätigenden Quellen. Und dafür suchen wir Partner."

Das findet sich zu #wirsindmehr im Netz:

Die Bands laden via Facebook ein:

Klaas Heufer-Umlauf hat deutliche Worte:

Flixbus bietet Gutscheine:

3sat, MDR Sputnik und weiter Sender sind dabei:

Auch andere reagieren:


Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.