"Moderne Wegelagerei" nannte das Trautmann. Faidas Argument, über die Blocker die Werbung wieder auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, lässt er nicht gelten. "Das ist wie die Mafia, die sagt, ich mache euch die Wege wieder sicher." Das gehört sich einfach nicht, ins Geschäftsmodell anderer einzugreifen. So befand das Uwe Storch. Der Head of Media von Ferrero schaltete sich aus dem Publikum in die Debatte ein. "Als Konsument bezahle ich für viele Inhalte im Web mit meiner Aufmerksamkeit für Werbebotschaften." So finanzieren sich ja auch Magazine oder TV-Sender.

Genauso funktionierten auch andere Geschäftsmodelle - wie ein Biergarten. "Da hätten sicher auch lieber alle Freibier", zog Storch den Vergleich. "Aber wer ist bitte so doof, das Bier in den Biergarten zu karren?" Storch schnaubte. Eine absurde Vorstellung. Das Publikum lachte.

Alexander Wunschel, Marketingexperte und Medienberater, schlug sich im Publikum auf Faidas Seite. "Die Werbung hat versagt!” rief er den Marketern und Werbern unter den 150 Teilnehmern bei der W&V-Konferenz zu. Die Nachfrage nach Adblockern sei schließlich von der Branche verursacht. Nun geht es darum, wie man die Zielgruppen wieder für Werbung begeistern kann. 

Die fühlt sich besonders von Werbung gestört, die sich zu aufdringlich in ihr Nutzungsverhalten einmischt und sie mit Ads auf mehreren Geräten gleichzeitig durchs gesamte Web jagt. Das sagten der 17-jährige Schüler Daniel Maier und die 23-jährige Lena Obermaier, Account Managerin bei Maisberger PR, auf dem Digital Native Panel "Big Data und die Generation Millennials - was sich junge Menschen von der Werbung wünschen". Wenn er Kanäle wie Youtube nutzt, bekommt Daniel manchmal einen "faden Beigeschmack" wie er sagt. "Fast jeder versucht, etwas zu verkaufen." Werbung ist heute einfach oft zu viel des Guten. So sieht das auch Lena. Wenn sie ihren Lieblings-Social-Kanal Instagram nutzt, ist das für sie eher ein Medium für ihre private Kommunikation. Teil einer Kampagne zu werden, indem sie ein Bild oder Video von sich ins Internet lädt, käme ihr nicht in den Sinn. Lena hat auch einen Adblocker installiert, doch ihn wieder entfernt, als deshalb ein Video nicht funktioniert hat. Werbung gefällt den beiden dann schon besser, wenn sie wirklich relevante Informationen bereit hält - etwa in Form von Content Marketing.

Interviewer Thomas Strerath, Vorstand Jung von Matt, entlockte den beiden jungen Werbeskeptikern dann auch ein paar Marken-Liebesgeständnisse. Bei Autos nannten die beiden Audi und BMW als Lieblingsmarken, bei Fluglinien war es eindeutig die Lufthansa, beim Supermarkt Aldi und Edeka, beim Baumarkt Obi und Hagebaumarkt, bei Orangensaft Rio d´Oro und bei Süßigkeiten Nutella - von Ferrero. Damit war dann auch Storch, der die Adblocker-Debatte aus dem Publikum mitbestimmte, wieder versöhnt.


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.


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