Christoph Werner, dm

Christoph Werner, dm

Stephanie Wißmann, Vice President Digital and Growth bei tyntec

Hatten Sie in letzter Zeit mal mit einem Handwerker Kontakt? Haben Sie sich auch nach einem kurzen Telefonat auf WhatsApp als Kommunikationskanal geeinigt? Mir ging es letzte Woche so und das ist kein Einzelfall. Denn wir telefonieren kaum noch mit unseren Smartphones – das titelte die Bild bereits vor zwei Jahren. Beinahe die gesamte Kommunikation, besonders der jüngeren Generation, findet via Messenger statt. Sie verlassen ihre grüne WhatsApp (Sprech-)Blase kaum noch, die damit eine Art Parallelwelt zu den klassischen Kommunikationskanälen wie Post, Telefon und E-Mail darstellt. Das bedeutet, dass Unternehmen neu lernen müssen, mit ihren Zielgruppen zu kommunizieren: vom Kundenservice über Benachrichtigungen, Shopping- und Retouren-Möglichkeiten, Terminvereinbarungen bis hin zum Kontakt mit Lieferanten und Dienstleistern. Die Einsatzgebiete sind quasi unbegrenzt, doch der Messaging-Kanal sollte kreativ genutzt werden. Erfahrung mit Messenger-Diensten ist eine wichtige Voraussetzung, damit er nicht zur nächsten Angebots-Spam-Schleuder wird. Wir brauchen innovative Unternehmen, die sich trauen, die vermeintliche Parallelwelt zu entern und sie mit der "echten Welt" zu verbinden.

Stephanie Wißmann, tyntec

Stephanie Wißmann, tyntec

Oliver Hülse, Managing Director, CEE von Integral Ad Science

Bei den Messstandards im Digital Marketing bewegen wir uns als Ad Verification-Anbieter täglich in Parallelwelten. Nehmen wir allein Viewability als Beispiel. Die Frage, wann eine Anzeige wirklich gesehen wurde, beantworten Publisher, Advertiser und Branchengrößen wie das Interactive Advertising Bureau (IAB) oder der Media Rating Council (MRC) mitunter recht unterschiedlich. Während IAB oder MRC einen 50/1 Standard für die Sichtbarkeit von Anzeigen festgelegt haben, entwickeln Publisher, Advertiser und Unternehmen bisweilen ganz eigene Kriterien. Was die Branche braucht, sind einheitliche Standards. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten, um die Parallelwelten zu durchbrechen und zusammen die Zukunft des Digital Marketings zu gestalten.

Oliver Hülse, Integral Ad Science

Oliver Hülse, Integral Ad Science

Ruben Horbach, Innovation & Digital Strategy Etecture

Wir haben bereits einen langen Weg zurückgelegt. Heute ermöglichen uns Technologien wie Virtual und Augmented Reality, dass wir virtuelle Welten erforschen können. Während man mit VR vollständig in virtuelle Welten eintaucht, eröffnet uns Augmented Reality verborgene digitale Realitäten in unserer realen Welt. Obwohl beide Technologien individuelle Anwendungsfälle haben, glauben wir, dass Augmented Reality die Schlüsseltechnologie ist, die unseren Kunden eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnet. Weil diese Technology es schafft, uns mit der existierenden Welt besser zu vernetzen, hat sie für uns bei ETECTURE eine besondere Relevanz. Diese Technologien mögen zwar isoliert erscheinen, ergänzen sich aber gegenseitig und könnten sehr gut parallel in einer Vielzahl von Anwendungsfällen eingesetzt werden. AR und VR können aufeinander aufbauend eingesetzt werden. Unternehmen können mit Virtual Reality Szenarien erstellen, um das Personal im Umgang mit gefährlichen Situationen, wie einer Evakuierung bei einem Brand, zu schulen. Mit neuen technologischen Fortschritten, wie Geruchsempfindung oder haptischem Feedback, werden diese Szenarien noch realistischer. Augmented Reality hingegen kann sehr gut dazu genutzt werden, um die Mitarbeiter bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, indem sie visuelle Hinweise durch das Heads-up-Display geben. Als Digital Architects ist es unsere Vision, unsere Kunden auf diese Zukunft vorzubereiten, indem wir transformative Lösungen und überzeugende Erfahrungen schaffen.

Ruben Horbach, Etecture

Ruben Horbach, Etecture

Dirk Jehmlich, geschäftsführender Gesellschafter der Strategieagentur diffferent

Jede Veränderung ist gut für Positionierer, Innovatoren und Enabler. Die unendliche Vielfalt der durch neue Technologien entstehenden Parallelwelten nennen wir die ‚Mehrheit der Minderheiten’ – Nischen ersetzen also den Mainstream. Und das verändert alles – Positionierung, Produkte und die Art zu verkaufen. Früher gab es Mainstream und Gegenkultur. Zudem Volumen-Marken, die die große Masse mit dem attraktivsten und kleinsten gemeinsamen Nenner begeisterten. Und dann gab es noch Counter-Brands – Marken, die ihre Kraft aus Abgrenzung und Anderssein, durch Zugehörigkeit zu Lifestyle-, Wissens- und Werteeliten schöpften. Heute haben datengetriebene und Algorithmen-kuratierte Filterblasen den Mainstream, spezifische Zielgruppen und andere Krücken der Marketingstrategie abgelöst. Marken, Parteien und Prominente wissen nicht mehr wofür oder wogegen sie sein sollen. Sie zerfasern häufig beim Versuch ‚Everybody’s Darling’ zu sein. Unsere Empfehlung: Marken sollten sich ehrlich fragen, welches Leistungsversprechen Mitarbeiter und Management wirklich abgeben können und wollen. Dieses sollten sie dann in Use Cases runterbrechen – statt in Zielgruppen oder Produktkategorien zu denken. Denn Use Cases sind die neuen gemeinsamen Nenner. Und was bedeutet das konkret für unser Business als Strategieagentur? Wir bei diffferent fokussieren uns auf die Fragen, die sich eben noch nicht datengetrieben und automatisch beantworten lassen. Also auf alles was neu und vorne ist. Das ist nicht unendlich skalierbar aber zukunftsfähig – und eben diffferent.

Dirk Jehmlich, diffferent

Dirk Jehmlich, diffferent


Autor: Julia Gundelach

Julia Gundelach ist freie Autorin mit Schwerpunkt Specials. Daher schreibt sie Woche für Woche über neue spannende Marketing- und Medien-Themen. Dem Verlag W&V ist sie schon lange treu – nämlich seit ihrem Praktikum bei media & marketing in 2002, später als Redakteurin der W&V.