Was muss man als Profi beachten, wenn man mit Unternehmen zusammenarbeitet?

Vor gut zehn Jahren haben sich Sportler noch Emotionen und Äußerungen erlaubt, und haben mal ihre politische Meinung kundgetan. Heute leben sie sehr nach Etikette, um einem Unternehmen keinen Schaden zuzufügen, indem sie sich abseits der getroffenen Vereinbarung verhalten. Als Folge dessen ist ihr Privatleben extrem eingeschränkt. Falls es zum Beispiel vertraglich vereinbart ist, dass sie nicht Skifahren dürfen, sie tun es aber doch und werden dabei gesehen, dann ist das Drama da. Während der Sportler früher gerne anecken durfte, ist es heute schwer die Unternehmen zufrieden zu stellen. All diese Normierungen beschneiden den Charakter eines Sportlers. Den braucht er aber, um in seiner Disziplin seine volle Stärke leben zu können. 

Was ist Dein Tipp?

Jeder Sportler sollte versuchen sich aus seiner finanziellen Abhängigkeit zu befreien, um der Gefahr zu entrinnen, sich manipulieren zu lassen. Dafür muss er lernen, zu einigen Angeboten und Bedingungen Nein zu sagen. Wenn Unternehmen die eigenständige Persönlichkeit des Sportlers wieder mehr respektieren und schätzen lernen, dann sehe ich eine Win-Win-Situation.

Heute bist Du vor allem als Trainer und Manager tätig: Wie hat sich Dein Blick auf das Sport-Business gewandelt? 

Ein Sportler sieht seine Disziplin als den Nabel der Welt. Für seinen Sport hat er eine hohe und recht naive Begeisterungsfähigkeit. Die meisten anderen Dinge werden beiseite geschoben - es bleibt keine Zeit, um nach links oder rechts zu gucken. Erst als Trainer oder Coach sieht man dann das Big Picture und realisiert, wie viel Aufwand ein Wettkampf eigentlich bedeutet. Und wenn man kein Fußballspieler in der Bundesliga ist, ist es meist auch frustrierend zu sehen, dass diese Mühen dann zuweilen nicht honoriert werden. Zum Beispiel in dem ein TV-Team vor Ort ist, um die Momente, für die sich ein Sportler lange vorbereitet hat, festzuhalten.

Einsam oder gemeinsam: Wie treiben wir Sport in zehn Jahren?

Gesundheitschips im Körper zu tragen, wird für Sportler normal werden. Einerseits wird es damit möglich noch ein viel größeres Leistungsoptimum herauszuholen. Andererseits wird dann auch für den Zuschauer im Stadium ersichtlich, wie hoch der Puls von einem Sportler gerade ist: Der Sportler wird für den Zuschauer greifbarer. Doch wird es auch eine Gegenbewegung geben: Menschen werden in Kleingruppen zusammen kommen, um Sport zu treiben - völlig ohne Technologie. 

Wie treiben wir Sport in zehn Jahren? Auf diese Frage und andere mehr antwortet Tim Lobinger am 30. April 2019 beim W&V Sportmarketing Summit in München. Hier geht's zum Programm und zur Anmeldung.


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.