Welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf die Marken und was davon bemerken Sie bei den Einreichungen?

Es war deutlich zu beobachten, dass die Suche nach Alternativen zu physischen Veranstaltungen die Unternehmen bewegt. Messen, Showrooms, Veranstaltungen – all die Gelegenheiten, wo Markenerlebnisse bislang physisch erlebbar gemacht wurden, haben natürlich eine Leerstelle hervorgerufen. Das hat Dynamik in die Inszenierung der Marke im digitalen Raum gebracht hat. Und erfreulicherweise auch in die Anzahl der Einreichungen – es scheint ein schöner Ansporn gewesen zu sein, seine innovativen Ideen hier mit anderen zu messen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Qualität deutscher Markenführung allgemein? Was würden Sie sich wünschen?

Deutsche Marken gehören seit langem zum Kanon des internationalen Wirtschaftsgeschehens und sind für viele, vor allem asiatische Länder beispielgebend. Aber keine Frage, gerade im Mittelstand und bei jungen Unternehmen gibt es da mitunter noch Nachholbedarf, den wir mit unseren vielfältigen Wissens- und Kommunikationsformaten unterstützen. Dabei setzen wir immer auf die Trilogie von Innovation, Design und Marke, die Unternehmen nachweislich erfolgreicher macht. Was ich mir davon abgesehen wünsche ist, dass deutsche Unternehmen ihre unternehmerische Verantwortung für nachhaltige Produktion auch als Teil ihrer Markenwerte definieren – sozusagen als Grundbedingung für wirtschaftliches Handeln. Damit würde deutschen Marken eine weitere Vorbildrolle zukommen, die zur Nachahmung im globalen Kontext führen könnte.

Warum sind manche Marken erfolgreicher als andere? Was machen sie besser?

Auch wenn wirtschaftlicher Erfolg immer ein Zusammenspiel von disziplinübergreifender Best Practice ist, kann man nachweisen, dass erfolgreiche Unternehmen aus der Marke für alle Bereiche gleichermaßen handlungsleitende Vorgaben generieren. In jüngerer Zeit bedeutet das auch, dass wichtige Markendimensionen ins Digitale übersetzt werden müssen. Das Erfolgsrezept der konsistenten Markenführung ist also so gültig wie eh und je, aber die Bedingungen ändern sich. Wer hier schnell anpassungsfähig ist, ist resilient gegenüber kurzfristigen Veränderungen und weitreichenden Transformationen gleichermaßen. Aber: Eine starke Marke allein reicht natürlich nicht für den Erfolg. Nur wenn ein innovatives Produkt und ein unterscheidbares Design das Markenversprechen auch einlösen, ist dauerhafter Erfolg möglich.

Der German Brand Award findet als hybride Veranstaltung statt. Wie funktioniert das in diesem Jahr?

Wie unsere Preisträger und Mitgliedsunternehmen haben auch wir in dem vergangenen Jahr neue Formate entwickelt und erprobt und sind stolz, heute ganz selbstverständlich eine auf die aktuelle Pandemielage zugeschnittene Veranstaltung anbieten zu können. Im Mittelpunkt stehen dabei die Gewinner des German Brand Award sowie ein Talk-Programm mit unterschiedlichen Panels zu aktuellen Trends in der Markenführung. Der Kreis der Gäste vor Ort ist pandemiebedingt natürlich begrenzter als in normalen Zeiten, digital können wir die Marken-Community aber in genauso großem Rahmen und mit vielfältigen digitalen Interaktionsmöglichkeiten zusammenbringen. Wir hoffen, dass die Teilnehmer der Veranstaltung die Vernetzungsmöglichkeiten zum Wissensaustausch sowie die Angebote für die eigene Kommunikation in den sozialen Medien rege nutzen werden.

Alle Preisträger werden bei der Verleihung des German Brand Awards am 10. Juni 2021 bekanntgegeben. Die Jury:

  • Saskia Diehl, Geschäftsführerin und Miteigentümerin GMK Markenberatung, Köln
  • Katrin Menne, Director/Head of Branding Merck Group, Darmstadt
  • Günter Moeller, Geschäftsführer hm+p Hermann, Moeller + Partner, München
  • Stefan Raake, Geschäftsführer AMC Finanzmarkt GmbH, Düsseldorf
  • Prof. Mike Richter, Fachbereich Gestaltung, Hochschule Darmstadt, Mitgründer iconmobile group und banbutsu, Veritas Entertainment, Berlin
  • Michael Rösch, Co-Founder von TOMINO
  • Prof. Dr. Simone Roth, Professur für Marketing Hochschule Ruhr West, Mülheim
  • Christian Rummel, Deputy Global Head of Brand Communications & Corporate Social Responsibility Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main

Autor: Julia Gundelach

Julia Gundelach ist freie Autorin mit Schwerpunkt Specials. Daher schreibt sie Woche für Woche über neue spannende Marketing- und Medien-Themen. Dem Verlag W&V ist sie schon lange treu – nämlich seit ihrem Praktikum bei media & marketing in 2002, später als Redakteurin der W&V.