Die To-Do-Liste des neuen Galeria-Chefs ist lang: Ganz oben stehen erst einmal die Schließung von 47 Warenhäusern und der Abbau tausender Arbeitsplätze - nicht nur in den Schließungsfilialen, sondern auch in den weiterzuführenden Geschäften und in der Zentrale.

Doch daneben muss er auch die Weichen stellen, um Galeria im Eiltempo für die Kunden wieder zu einer attraktiveren Shopping-Destination zu machen. Dafür will der bislang sehr zentralistisch geführte Handelsriese künftig den Verantwortlichen vor Ort mehr Mitspracherecht geben.

In den nächsten drei Jahren sollen außerdem alle verbliebenen Filialen modernisiert werden. Ein ehrgeiziges Vorhaben: In den vergangenen Jahren wurden trotz vollmundiger Ankündigungen gerade einmal eine gute Handvoll der in die Jahre gekommenen Warenhäuser großzügig umgebaut.

Für van den Bossche ist es bereits die zweite Chance, sich an der Spitze eines deutschen Warenhauskonzerns zu beweisen. Zwischen 2014 und 2017 hatte er zweieinhalb Jahre lang die Geschicke der damals noch eigenständigen Warenhauskette Kaufhof geleitet. Auch damals waren es turbulente Zeiten. Denn der kanadische Handelskonzern Hudson's Bay Company (HBC) hatte kurz nach dem Amtsantritt von van den Bossche das deutsche Traditionsunternehmen von der Metro übernommen und versuchte nun, ihm im Eiltempo seinen Stempel aufzudrücken.

Der Kundenerfolg war mäßig. Kaufhof kämpfte mit Umsatzrückgängen. Das Branchenfachblatt «Textilwirtschaft» berichtete damals, hinter den Kulissen tobe «ein knallharter Machtkampf» zwischen den Top-Managern von HBC und der Geschäftsführung in Deutschland. Nur eineinhalb Jahre nach der Übernahme des Konzerns durch HBC verließ der Manager jedenfalls im Frühling 2017 recht plötzlich den Handelsriesen.

Nach einer Zwischenstation als Chef für das operative Geschäft beim niederländischen Kosmetikanbieter Rituals kehrt der Belgier im Juni vergangenen Jahres in die Warenhausbranche zurück - als neuer Vertriebschef bei Galeria Karstadt Kaufhof. «Ich freue mich, dass Olivier van den Bossche in unsere Galeria zurückkehrt und kann mir in diesem schwierigen Wettbewerbsumfeld keinen besseren Warenhauskenner mit sowohl internationaler als auch vertrieblicher Expertise vorstellen, mit dem wir gemeinsam diese Situation bewältigen», lobte Müllenbach selbst ihn damals.

Müllenbach hatte die Leitung des letzten großen deutschen Warenhauskonzerns im Juni 2020 übernommen, als das Unternehmen gerade zum ersten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen musste.

Mit der Schließung von rund 40 Warenhäusern und dem Abbau von rund 4000 Stellen hoffte Müllenbach damals, den Warenhausriesen zukunftsfest gemacht zu haben. Doch kam es ganz anders. Erst brachten die coronabedingten Lockdowns den Handelsriesen erneut ins Schlingern, so dass ihm der Wirtschaftsstabilisierungsfond (WSF) der Bundesregierung mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme greifen musste. Im vergangenen Jahr führten der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und die daraus resultierende Konsumzurückhaltung dann dazu, dass Galeria erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchte. Es soll nach den Planungen des Konzerns Anfang Mai abgeschlossen werden. 

«Mit Abschluss des Verfahrens sehe ich Galeria Karstadt Kaufhof so aufgestellt, dass ich es guten Gewissens an meinen Kollegen Olivier van den Bossche übergeben kann», sagte Müllenbach am Donnerstag.

Galeria-Aufsichtsratschef Keil dankte dem scheidenden Manager für seinen unermüdlichen Einsatz und den Glauben an die Zukunftsfähigkeit des innerstädtischen Warenhauses.

Erich Reimann, dpa

 

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