Diese Stelle im Interview hat Melnyk in einem aktuellen Twitter-Post rot eingekreist und bekräftigt dazu erneut seine scharfe Kritik an dem Unternehmen. "Ritter Sport hat die Kritik ausgesessen & liefert brav weiter nach Russland. Das wird nie vergessen werden. Die Ukrainer werden NIE ihre Schokolade berühren, Herr Ronken & Co. Viel Glück für Ihre Geschäfte mit dem Aggressor", schrieb er.

Polarisierende Reaktionen auf Social Media

Wie bereits vor fünf Monaten beschränkt sich der Schlagabtausch nicht zwischen dem scheidenden Botschafter und dem Schokoladenhersteller, sondern ruft auch Reaktionen auf Social Media auf den Plan, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Erneut machen die auch von Melnyk geteilten Bildbearbeitungen von Rittersporttafeln mit makabren Geschmacksrichtungen und Namen die Runde. Es sei "zutiefst beschämend,wie #RitterSport auf das Blutgeld aus Russland schielt", heißt es in einem der Tausenden Tweets zu dem Thema, ein anderer lautet: "Wenn sie nicht nur an Demokratien liefern können, müssen sie auf demokratische Einnahmen verzichten. So sehe ich das." 

Andere sehen nicht ein, sich an einem Boykott zu beteiligen. "Der Elefant im Porzellanladen, Andrij Melnyk, behandelt Ritter Sport wie Kriegsverbrecher, weil sie nach wie vor Schokolade nach Russland liefern. Warum hackt man immer auf ein einfaches Unternehmen ein, als ob es Atomwaffen liefern würde?" heißt es auch. Und: "Wenn wir alle Firmen boykottieren die in unseren Augen nicht richtig handeln, dürften wir nur noch Blätter vom Baum fressen!"

Nach dem letzten Shitstorm im März hatte Ritter Sport verkündet, die Gewinne aus dem Russlandgeschäft spenden zu wollen. Dieses Vorhaben bestätigte Ronken in seinem aktuellen Interview, man wolle aber auch kein "Social Washing" betreiben. 

Melnyk hat indes nicht mehr viele Gelegenheiten, mit kontroversen Aussagen - Bundeskanzler Olaf Scholz hatte er in der Vergangenheit als "beleidigte Leberwurst" bezeichnet - aufzufallen. Der Botschafter wurde bereits abberufen und soll im Oktober einen neuen Posten in Kyjiw antreten. 

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Autor: Jennifer Caprarella

Jennifer Caprarella begann ihre Karriere in einer Entertainment-Nachrichtenagentur, wo sie direkt nach dem Praktikum die Leitung eines der TV-Ressorts übernahm, und entdeckte als freiberufliche Redakteurin schließlich ihre Affinität für Digital-, Social-Media- und Tech-Themen. Wenn sie nicht von ihrer Heimatstadt München aus in die Tasten haut, treibt sie sich in Londons Theaterhäusern rum oder geht mit Hündin Luna auf Fährtensuche.