Beispiele:

- Reisebranche: Interesse für Reiseziele wecken

- Konsumgüterindustrie: Brand Building und Brand Awareness

- Automobilindustrie: Consideration-Phase begleiten

"Auch über Commerce Media lassen sich gezielt potenzielle Kunden adressieren, aber im Unterschied zu Retail Media führt der Weg nur selten direkt in den Checkout", erläutert Tim Nedden, Gründer und Geschäftsführer von Front Row. Die Kunden landen häufig zunächst auf der Landing Page des Advertisers. 

Der entscheidende Vorteil: Der Kunde kommt zu mir

Aus Performance-Sicht mag das zunächst ein Nachteil sein – doch es bietet einen klaren strategischen Mehrwert: "Commerce Media ermöglicht den Advertisern, die Kunden zu sich zu ziehen, während bei Retail Media der Nutzer beim Retailer bleibt", so Nedden.

Das bedeutet:

- Markenaufbau auf der eigenen Website

- Datengenerierung für eigene CRM-Systeme

- Kundenbindung über eigene Touchpoints

- Kontrolle über die Customer Experience

Andreas Heintze fasst zusammen: "Commerce Media ist breiter aufgestellt, weil Retail Media nicht alles trifft. Während es bei Retail Media in erster Linie um das Marketing auf und durch die Händlerplattform geht, bezieht sich Commerce Media prinzipiell auf alle Themen, die es vom und für den Handel gibt und ermöglicht es zudem, Kundendaten auch in einem ganz anderen Umfeld einzusetzen."

First-Party-Daten als Cookie-Alternative

In Zeiten des zwar aufgeschobenen, aber wohl unaufhaltbaren Endes der Third-Party-Cookies wird die Datenfrage immer drängender. Commerce Media bietet hier eine zukunftssichere Lösung.

"Im Vergleich zu anderen klassischen Platzierungen ist der Vorteil von Commerce Media, dass Advertiser hier die Möglichkeit haben, auf Basis von validen First-Party-Kundendaten zu werben", betont Irina Schmitz, Head of Commerce & Retail beim BVDW.

Diese First-Party-Daten sind:

- Valide – basierend auf echten Transaktionen

- Reichhaltig – mit umfassenden Kaufverhaltensinformationen

- Zukunftssicher – unabhängig von Cookie-Regulierungen

- Datenschutzkonform – mit expliziter Nutzereinwilligung

Herausforderungen: Budget und Standards 

Trotz aller Vorteile steht Commerce Media noch vor Herausforderungen. "Es stellt sich die Frage, wo für Commerce Media die Budgets herkommen – aus dem Sales-Marketing oder aus dem Brand Marketing? Aus meiner Sicht gibt es hier noch keine klare Verteilung, welcher Topf für Commerce Media zuständig ist", sagt Tim Nedden. 

Andreas Heintze sieht hier jedoch pragmatische Lösungen: "Häufig geht es bei Commerce Media und Retail Media vor allem um eine Neuorganisation des klassischen WKZ-Geschäfts mit einem neuen Naming. Wenn zum Beispiel ein Lebensmittelhändler statt Handzettel jetzt digitale Kanäle wie zum Beispiel DOOH nutzt, hat sich zwar das Medium geändert, doch stehen dahinter weiter ähnliche Mechanismen." 

Die fehlenden Standardisierungen adressiert der BVDW aktuell mit konkreten Initiativen. "Wir arbeiten nun gemeinsam mit wichtigen Akteuren aus der Branche daran zu zeigen, wer alles Teil des Commerce-Media-Portfolios ist, wie entsprechende Platzierungen aussehen können und auch welche KPIs und Standardisierungen sich hier anbieten", erklärt Corinna Hohenleitner, Vizepräsidentin beim BVDW.

KI als Gamechanger 

Zusätzlichen Schub erhält Commerce Media durch die Integration von Künstlicher Intelligenz. Die Einsatzgebiete sind vielfältig:

- Audience Building – präzisere Zielgruppendefinition

- Messbarkeit – verbesserte Attributionsmodelle

- Datenverarbeitung – Echtzeit-Optimierung

- Personalisierung – individualisierte Ansprache

- Creative-Erstellung – generative KI für Werbemittel

"Für all das sind wir bei Criteo mit unserem eigenen AI Lab, das wir bereits vor sieben Jahren ins Leben gerufen haben und wo inzwischen mehr als 130 Leute für uns arbeiten, ein Vorreiter in der Branche", so Marc Fischli. "Und ich denke, dass wir damit auch der Entwicklung im Bereich Commerce Media zusätzliche Impulse geben können."

Fazit: Full Funnel ist die Zukunft 

Commerce Media erweitert das Spielfeld für Werbetreibende erheblich. Statt sich auf den Lower Funnel zu beschränken, ermöglicht es eine ganzheitliche Kundenansprache – von der ersten Inspiration bis zum Kaufabschluss. Dabei bleiben die Vorteile von First-Party-Daten und hoher Messbarkeit erhalten.

 "Ich zweifle nicht, dass vor allem die großen Commerce-Plattformen hier in den nächsten Jahren große Zuwächse erleben werden", prognostiziert Marc Fischli. "Denn um ihre Budgets optimal einzusetzen, suchen Marken und Agenturen nach Effizienz und Messbarkeit, aber wollen gleichzeitig die Emotionalität behalten. Und diese Verbindung von Messbarkeit und Emotionalität ist genau das, was Commerce Media ausmacht."

Das vollständige Dossier mit detaillierten Strategieempfehlungen, KPI-Definitionen, der kompletten BVDW Market Landscape, umfassenden Experteninterviews und konkreten Handlungsempfehlungen für Ihre Commerce-Media-Strategie können Sie hier kostenlos herunterladen.

 

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Autor: Matthias Hell

Matthias Hell ist Experte für E-Commerce-Themen. Der promovierte Politikwissenschaftler beleuchtet für uns seit mehr als zehn Jahren als freier Autor Handels- und Online-Themen, zunächst für Internet World, jetzt für W&V. Zudem ist Matthias für den täglichen W&V Newsletter Commerce Shots zuständig. Neben einigen Fachbüchern hat er zwei Bildbände zur modernen Architektur seiner Heimatstadt München veröffentlicht und widmet sich in seiner Freizeit seiner Leidenschaft für Musik und Literatur.