Interne Dokumente zeigen:
Twitter verliert seine aktivsten User – und verzeichnet verheerende Verluste
„Liegt Twitter im Sterben?“ hatte Elon Musk gefragt, kurz bevor er verkündete, die Social-Media-Plattform kaufen zu wollen. Nun gibt es dank interner Dokumente eine mögliche Antwort auf diese Frage geben.
Foto: ideadesign/Shutterstock
Mittlerweile steht Elon Musk kurz davor, den Kauf von Twitter abzuschließen – den Zahlen des Unternehmens scheint dies nicht geholfen zu haben. Einem internen Bericht des Unternehmens zufolge, der Reuters vorliegt, werden die aktivsten Twitter-User immer inaktiver. Auf die ist die Plattform allerdings für seinen Umsatz angewiesen – somit drohen Twitter in eigenen Worten „verheerende Verluste“.
„Wo sind die Tweeter hin?“
Schon im April – kurz bevor er Kaufambitionen anmeldete – hatte Elon Musk erstmals darauf hingewiesen, dass die einstigen „Top-Accounts“ mit den höchsten Follower-Zahlen kaum noch aktiv seien. Doch offenbar geht das Problem weiter als ein Desinteresse der prominentesten Nutzer. Dem Dokument zufolge fehlt es ganz allgemein an den aktivsten Usern.
Die sogenannten „heavy tweeters“ machen zwar weniger als zehn Prozent der monatlichen Nutzer aus, zeichnen jedoch für 90 Prozent aller Tweets und die Hälfte des weltweiten Umsatzes verantwortlich.
Als „heavy tweeter“ werden Nutzer definiert, die sich sechs bis sieben Mal pro Woche bei Twitter einloggen und drei bis vier Mal pro Woche twittern. Und die Zahl dieser Nutzer befindet sich im „absoluten Rückgang“, wie es in dem Bericht mit dem bezeichnenden Titel „Wo sind die Tweeter hin?“ heißt.
Nischenthemen statt werberelevanter Inhalte
Ein weiteres Problem ist, dass sich das Interesse der englischsprachigen Nutzer – diejenigen also, die vielen Experten zufolge am relevantesten für den Umsatz auf Twitter sind – wandelt. Anstatt werberelevanter Inhalte wie Nachrichten, Sport oder Entertainment herrschen Spartenthemen wie Kryptowährung oder sogenannte NSFW-Inhalte vor. NSFW steht für „Not Safe For Work und bezieht sich häufig auf Nacktbilder oder Darstellungen von Gewalt.
Vor allem auf dem für Twitter ertragreichsten US-Markt ist dieser Wandel zu beobachten. Parallel zu dem Twitter-Bericht zeigt eine neue Studie des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center, dass sich die Zahl derjenigen, die den Social-Media-Konkurrenten Tiktok als Nachrichtenquelle verwenden, seit 2020 verdreifacht hat. Auch das Twitter-Dokument spricht von einem besorgniserregenden Abgang der Nutzer zu anderen Plattformen wie Tiktok oder Instagram.
Das sagt Twitter zu den Entwicklungen
Auf Nachfrage von Reuters hat sich ein Sprecher zu dem Dokument geäußert: „Wir führen regelmäßig Untersuchungen zu diversen Trends durch, die sich mit den Weltgeschehnissen weiterentwickeln“, heißt es von dem Unternehmen. Das Gesamtpublikum sei weiterhin gewachsen, wie Twitter betont und habe im zweiten Quartal 2022 238 Millionen Monetizable Daily Active Users erreicht, also Nutzer, deren Inhalte sich monetarisieren lassen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Plattform unter Elon Musk verändert. Bis Freitag will dieser den Twitter-Deal endgültig abgeschlossen haben.
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