Conrad Caine :
Cannes 2013: Mit dem Bike auf Löwenjagd
Ab Samstag dreht sich die Werbewelt um Löwen. Conrad Caine ist bereits unterwegs - mit dem Fahrrad. Irgendwo in der Schweiz hat sich der Chef der gleichnamigen Münchner Digitalagentur für W&V seine Gedanken zur kreativen Quälerei gemacht.
Ab Samstag dreht sich die Werbewelt um Löwen. Aber für Kreative gilt ja partiell auch der Spruch: Der Weg ist das Ziel. Conrad Caine, Chef der gleichnamigen Münchner Agentur, hat sich das wörtlich zu Herzen genommen. Er ist seit vergangenem Freitag mit dem Rad von München aus unterwegs. Für ihn und seinen Begleiter Stefan Seebauer von bianchistore.de gilt allerdings auch der alte Claim des Reifenherstellers BFGoodridge/Michelin: "fun ist not a straight line": 1400 Kilometer, 16 Alpenpässe und 20.000 Höhenmeter. Auch ein Trip über den Schreckensberg der Tour de France, den Mont Ventoux, ist eingeplant. Und weshalb? Nun, vergangenes Jahr wollte Conrad kurzfristig nach Cannes. Emiliana Torrens, Creativ-Chefin und CEO der Dependance in Buenos Aires war für den ersten Löwen der Agentur nominiert. Die Preise für die Flüge waren jedoch bereits absurd teuer. "Da fahr ich doch lieber mit dem Radl…." In diesem Jahr war die Wiederholung der Aktion - und diesmal auch die komplette Distanz ohne Bahnstrecke - "fast schon Pflicht". Dieses Jahr legen die französischen Fluglotsen mit ihrem Streik gerade ohnehin alles lahm. Den Löwen hatte Torrens übrigens gewonnen und dieses Jahr sitzt sie in der Cyber-Jury.
Für W&V Online hat sich Conrad Caine unterwegs kurz Gedanken gemacht. Die Frage: Radfahren oder Kreativität - was ist mehr Quälerei?
Caine: "Der systematische Bewegungsablauf einer Langstreckenfahrt auf dem Fahrrad erfordert nicht nur einen anderen Kräfteeinsatz sondern braucht vor allem eine ganz andere geistige Haltung. Da reicht es nicht, etwas zu wollen oder nur zu versuchen. Genauso wie bei der Suche nach einer neuen Idee, einem Einfall, also dem Ergebnis kreativer Leistung. Der unbedingte Wunsch, etwas Neues zu erschaffen ist aufregend, toll und notwendig. Die Durchführung dann aber oft anstrengend und zeitraubend. Insofern kann beides gleichermassen ein quälender Prozess sein mit einer Belobung am Ende: dem Erreichen des Ziels ist oder dem in die Welt setzen einer wirklich grossartigen, kreativen Idee." Bei der Fahrt geht es ihm darum, "das Erreichen dieses anspruchsvollen Ziels wahrsten Sinne des Wortes, es zu erfahren. Die primitive Technik des Fahrrades erzieht einen zur Geistesgegenwart, man ist völlig auf sich zurückgeworfen und kann sich dem Donner der Tat, dem Umsetzen eines Entschlusses, geradezu meditativ hingeben."
Allerdings läuft nicht immer alles nach Plan: Ein paar Höhenmeter über die Schweizer Bergriesen mussten bereits ausfallen - die Pässe waren schlicht wegen meterhohen Schneemassen gesperrt. Wir verfolgen den Weg weiter. Ansonsten postet Conrad über Facebook Bilder und Eindrücke.
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