Thinking on Design:
Designer wollen alles einfacher machen. Auch die Arbeit der Kollegen.
Was unterscheidet einen Designer von einen Werber? W&V-Kolumnist Norbert Möller über das Selbstverständnis der Designer und einen besonderen typischen Vertreter ihrer Art.
Was unterscheidet einen Designer von einen Werber? W&V-Kolumnist Norbert Möller* über das Selbstverständnis der Designer und einen besonderen typischen Vertreter ihrer Art.
Von den Kollegen aus den Werbeagenturen weiß man allgemein eher, was sie Tag und Nacht machen: Sie denken sich immer neue Kampagnen aus, die Kunden begeistern und Preise gewinnen. Es ist zwar nicht mehr ganz so wie bei Mad Men, aber häufig noch ähnlich chaotisch. Und natürlich habe ich die digitale Revolution nicht vergessen, aber es arbeiten zum Glück immer noch Menschen an den Ideen.
Aber was machen die Designer? Das war früher auch noch einfach zu erklären: Sie waren Gebrauchsgrafiker, die sich keine Kampagnen ausdachten, sondern eher an der Form interessiert waren. Sie waren bildende Handwerker, die sich über Verpackungen bis hin zu Piktogrammen Gedanken machten.
Wenn ich zurückblicke, dann war und ist für mich Peter Schmidt der Inbegriff eines Designers: meist schwarz gekleidet, kurze Haare, Brille, kultiviert, umfassend künstlerisch interessiert. Und ich habe immer noch seine Arbeitsweise vor Augen. Wenn er sich mit einer Aufgabe auseinandersetzte, saß er mit Mitarbeitern an einem leeren Tisch, nahm sich ein weißes Blatt Papier, zog an der oberen Kante mit seinem spitzen Bleistift eine Linie und schrieb den Kundennamen in die Ecke. Das war seine Art, sich erst einmal Ordnung zu verschaffen. Ohne Einflüsse oder manchmal auch ohne Briefing. Erst danach fing er an über das Problem nachzudenken.
Ich muss hin und wieder an diese Geste mit der Linie denken. Denn auch wenn sich Tools und Kanäle, Medien und Märkte verändert haben: Die Aufgabe des Designers ist immer noch die gleiche. Unsere Frage ist: "Was ist hier eigentlich das Problem?"
Unabhängig von Kundenanforderungen, Medienumsetzungen oder Budgets. Die Aufgabe, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen, hat angesichts der Masse der Einflüsse vielleicht sogar noch an Wichtigkeit gewonnen. Wir müssen in der Kommunikationswelt immer wieder neu darüber nachdenken, mit welchen visuellen Codes Marken und Unternehmen sich durchsetzen und wiedererkannt werden können. Wir müssen für Designsysteme sorgen, die über alle Medien hinweg funktionieren. Wir machen das auch deshalb gern, damit sich die Kollegen aus der Werbung auf den Erfolg Ihrer Kampagnen konzentrieren können.
* Der Autor: Norbert Möller ist seit 2003 Executive Creative Director der Peter Schmidt Group und leitet deren Corporate Design Team am Standort Hamburg. Zu den von ihm betreuten Marken und Unternehmen zählen unter anderem Linde, Henkel, Kühne+Nagel, die Postbank, REWE, die Stadt Hamburg und das Goethe Institut. Möller studierte Visuelle Kommunikation an der HfBK Braunschweig und arbeitet seit 1992 bei der Peter Schmidt Group, darunter von 1999 bis 2003 als Geschäftsführer.