Las Vegas:
Gedämpfte Stimmung bei den LIA-Awards
Zeitgleich zur Massenschießerei fand die LIA-Jurysitzung in Las Vegas statt. Die Verantwortlichen reagierten zurückhaltend.
Las Vegas ist normalerweise kein Hotspot für Kreative aus der Kommunikationsbranche; nur einmal pro Jahr treffen sie sich dort zur international besetzten LIA-Jury. Die Tat von Stephen Paddock beherrscht auch die Jurysitzung. Rund 100 Werber hielten sich während der Massenschießerei am Sonntagabend in der Stadt auf. Viele der Jurymitglieder waren im Hotel, einige auch in der Stadt unterwegs. Auf dem Countryfestival war keiner der Juroren.
LIA-Festivalchefin Barbara Levy stand mit Mitgliedern von drei Jurys an der Bar, als sie von den Vorgängen erfuhr. Einigen gingen anschließend in ihr Zimmer, andere verfolgten die Nachrichten. Im Gespräch mit W&V nennt Levy die Tat eine "schreckliche Tragödie" und stellte es den Jurypräsidenten am nächsten Tag frei, mit den Jurierungen und dem Rahmenprogramm fortzufahren oder nicht, als das Ausmaß langsam in der Stadt bekanntwurde.
"Wir haben gezählt, wer von den Juroren im Hotel war und wer nicht", sagt Levy. Die Werbung und deren Beurteilung tritt dabei naheliegenderweise in den Hintergrund, weitermachen wollten die Jurys dennoch. Die Reaktionen beschreibt Levy als "vorwiegend hilflos": "Als wir ins Bett gingen, ging es angeblich noch um zwei Menschen, die getötet wurden, am nächsten Morgen waren es fast 60 Tote und hunderte Verletzte."
Welche Clips zu sehen waren
Die LIA-Jurys wollten sich respektvoll zeigen. Micheal Ritchie beispielsweise, diesjähriger Jurypräsident für Produktion und Post-Produktionen aus Australien, stellte es seinen Juroren frei sich zurückzuziehen - riet aber dazu, die Arbeit wie geplant fortzusetzen. Es sei natürlich, dass sich die Tat auf die Urteile der Juroren auswirken könne.
Manche besprochenen Werbeclips beschäftigen sich ausführlich mit Anschlägen, Amokläufen oder Schießerein, ein aktuelleres Beispiel aus der Branche ist etwa der Film "Evan", der Amokläufe an Schulen thematisiert und auch im LIA-Wettbewerb steht:
Bei den Musikvideos konkurriert unter anderem "False Alarm" von the Weeknd, das sich mit ähnlichen Motiven beschäftigt.
Am ersten Tag nachdem der 64-jährige Stephen Paddock aus dem 37. Stock im Mandalay Hotel 58 Menschen erschossen und mehr als 500 Menschen verletzt hat, gab es in der Stadt wie unter den Juroren kein anderes Gesprächsthema. Nun ist etwas Ruhe eingekehrt, was heißt: Las Vegas verzichtete nur kurzfristig auf die sonst allerorts übliche Dauerbeschallung, mittlerweile sind die Casinos und Straßen wieder voll. Für Mittwoch, 4. Oktober, hat US-Präsident Donald Trump seinen Besuch angekündigt.
Die LIA-Jury läuft inklusive Rahmenprogramm noch bis zum 8. Oktober, die Ergebnisse werden im November bekanntgegeben. Viele Juroren wollen noch anreisen, einige bleiben dem Wettbewerb aufgrund von Sicherheitsbedenken diesmal auch fern.
Indes wird in der Stadt die Außenwerbung für Trauerbotschaften genutzt: