Kreation des Tages:
Lasst Fahrräder sprechen
Was kommt raus, wenn Anomaly Amsterdam, die Fahrradmarke Veloretti, eine ausgeklügelte Radstrecke und digital Paintbrush zusammenkommen? F*ck Cars.
In der Beziehung zwischen Radfahrern und Autofahrern steht es nicht zum Besten. Sie nerven, gefährden, behindern und beschimpfen einander, schuld sind immer die anderen.
In Amsterdam regieren - anders als in vielen anderen Großstädten - die Radler. Mit gut 400 Kilometern Radweg lässt sich die Stadt gut per Rad bewältigen, die Fahrradwege sind radlerfreundlich angelegt, und Amsterdam will diese Infrastruktur weiter verbessern. Schon vor drei Jahren radelten fast 60 Prozent der Bewohner täglich. In manchen Straßen kämen, schrieb der Spiegel, 10 Fahrräder auf ein Auto.
Das ist die Grundstimmung, in der die Kreativagentur Anomaly Amsterdam und der holländische Fahrradhersteller Veloretti schwingen. Gemeinsam haben sie einen Onlinespot herausgebracht, der den Autofahrern den Stinkefinger zeigt. Aber nicht plump, nicht direkt, sondern künstlerisch und halbwegs subtil.
Anomaly und Veloretti setzten einen Künstler aufs Rad, der die Botschaft per Fahrradroute vermittelt. Die Verbindung zwischen Ansage an die Autowelt, klug ausgesuchter Radstrecke und Kunst stellt eine Art Plotter her: Ein Zeichengerät überträgt das digital empfangene Bewegungsprofil aufs Papier (Choreographie: Rival Consoles).
Damit lassen sich spannende Zeichnungen von Bikern herstellen. Oder das Motto "F*ck Cars".
Regie führte das Duo G-unit, die Anomaly-Kreativen Guillaume Roukhomovsky und Gilles Suprin haben den Film gemeinsam mit 7thfl produziert.
Man wolle, so Veloretti, die Stimme sein der still unter Lärm, Abgasen und lebensbedrohlichem Straßenverkehr Leidenden. Die oftmals in Paris, London, Rom Schimpftiraden aus vorbeifahrenden Autos zu hören bekämen. Veloretti sage mit einem Fahrrad, was den Radlern auf der Zunge liege.
Dabei radelt der Künstler-Fahrer, der die Botschaft auf den Asphalt bringt, nicht die klassischen beliebten Amsterdamer Radwege ab. Die 76,8 Kilometer lange Strecke führt stattdessen durch Industriegebiete und über verlassene Bolzplätze. Veloretti-Gründer Ferry Zonder liegt Nachhaltigkeit am Herzen, sagt er. "Wir wollen Menschen auf der ganzen Welt ermuntern, mit dem Fahrradfahren anzufangen, weil sich damit unsere Umwelt entscheidend verbessern lässt."
Eingefleischten Bikern spricht das aus der Seele. Hartnäckige Autofahrer sind nicht die Zielgruppe - denen ist vermutlich der Clip aber auch zu lang. Das ist tatsächlich ein Manko des ansonsten gut gemachten Bike-Art-Projekts.