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Warum Penelope Winterhager Draftfcb schon wieder verlässt
Draftfcb stellt sich in Deutschland neu auf: ein neues Management rund um Erika Darmstädter leitet die Agentur. Offenbar spielt der Kunde Beiersdorf eine immer wichtigste Rolle.
Penelope Winterhager, die im Sommer 2011 bei Draftfcb in Hamburg als President den damals scheidenden Peter John Mahrenholz beerbte, verlässt die Agentur. Grund dafür ist, dass die Network-Agentur (Interpublic-Netzwerk) Erika Darmstädter zur neuen President befördert. Darmstädter war von Winterhager 2011 zu Draftfcb geholt worden, um den frisch nach Hamburg zurück geholten Beiersdorf-Etat zu betreuen. Darmstädter war von Anfang an als Global Account Director ausschließlich für den wertvollsten Kunden der seit Jahren an der Erfolgslosigkeit krankenden Agentur verantwortlich. Offenbar hat sie sich im Network inzwischen so viel Ansehen erarbeitet, dass sie jetzt zur Chefin des Hamburger Standorts befördert wird. Nach wie vor bleibt sie ausschließlich für Beiersdorf zuständig. Mehr als die Hälfte des Geschäfts von Draftfcb macht das Geschäft mit Beiersdorf aus.
Darmstädter arbeitet seit Ende des vergangenen Jahres mit Constantin Kaloff zusammen, der als globaler Kreativchef ebenfalls ausschließlich für die Marke Beiersdorf geholt wurde. An der intensiven Ausrichtung auf den Beautykonzern ist zu spüren, wie viel Energie Draftfcb in die Zufriedenheit des Kunden investiert. Kein Wunder: Im Oktober 2012 verkündete Beiersdorf künftig mit einem Agenturpool zusammenarbeiten zu wollen. So konnte sich unter anderem Jung von Matt/Alster in den Agenturpool reinpitchen und darf seitdem Arbeiten auf dem Beiersdorf-Flaggschiff Nivea realisieren. Hintergrund für die Konzentration auf Beiersdorf könnte auch sein, dass mit Tina Müller eine neue Marketingchefin für die Marke Nivea kommt. Sie setzte auch bei Henkel auf eine Pool-Lösung und verschob immer wieder Etats von Agentur zu Agentur - eine potenzielle Gefahr für Draftfcb.
Dirk Haeusermann, ECD bei Draftfcb in Hamburg, leitet mit Darmstädter und Kaloff den Standort in der Hansestadt. Das Management-Team wird ergänzt von Jürgen Meyer, Chief Planning Officer, Alain Rousset, CFO, und Janina Levy, Managing Director. Sowohl Alain Rousset als auch Janina Levy sind neu auf dem Posten. Alain Rousset löst Stephan Janßen ab, der erst vor einem Jahr als CFO/COO gekommen war. Erst seit Anfang 2012 war er von Scholz & Friends in der Doppelfunktion zu Draftfcb gekommen. Janina Levy, die innerhalb der Agentur aufsteigt, übernimmt das operative Tagesgeschäft, so dass sich Darmstädter weiterhin auf den Kunden Beiersdorf konzentrieren kann. Sowohl Rousset als auch Levy haben bisher ausschließlich auf Beiersdorf im Team von Darmstädter gearbeitet. Laut Darmstädter sei neu an der Aufstellung, dass ein Management-Team zusammen für die Agentur arbeitet und Entscheidungen trifft.
Winterhager hatte man laut Pressemitteilung "angeboten zu bleiben, aber sie entschied sich dafür ihr Amt niederzulegen und sich außerhalb der Agentur beruflich weiter zu entwickeln." Kein Wunder, dass sie diesen Weg gewählt hat, zumal es kaum vorstellbar ist, dass Draffcb langfristig zwei Presidents finanziert. In den knapp zwei Jahren ihres Wirkens an der obersten Spitze von Draftfcb hat sie nur wenig bewirkt. Am Anfang stand zwar der Erfolg, Beiersdorf wieder zurück nach Hamburg geholt zu haben. Doch viel mehr kann sie nicht vorweisen. Vor allem nur wenig Neugeschäft. Bosch Hausgeräte konnte die Agentur gewinnen, musste den Etat aber nach kürzester Zeit wieder abgeben. Auch bei Lieken konnte die Agentur das Geschäft ausbauen, allerdings halten sich die Werbespendings für Golden Toast im Rahmen. Vor allem internationale Kunden bedient Draftfcb. Ausnahmen sind neben Lieken vor allem die Hamburger Philharmoniker oder blau.de.
Auch Winterhager war - wie jetzt Darmstädter auch - in der Agentur hochgespült worden. Winterhager hatte Mahrenholz ersetzt, jetzt ersetzt Darmstädter sie. Und wie auch bei Mahrenholz Abgang hüllt sich die Agentur in kryptisches Schweigen und verweist auf das Londoner Büro. Offenbar haben die Briten bei der Gestaltung in Deutschland einiges zu sagen. Winterhager war für ein Statement nicht bereit.
Künftig werden Draftfcb Hamburg und München enger zusammenarbeiten. Dazu leitet Stephan Horvath, President von Draftfcb München, ein gemeinsames New Business-Team für beide Standorte. Er wird dabei eng von Janina Levy unterstützt. Seit dem Abgang von Mahrenholz sind die beiden Standorte mehr oder weniger getrennt. München berichtet nicht mehr an Hamburg sondern direkt an das Headquarter.