Townhall Q&A in Berlin:
Audienz bei Zuckerberg: Die 5 wichtigsten Erkenntnisse für Kommunikationsprofis
Mark Zuckerberg hat sich in Berlin bei einem "Townhall Q&A" den Fragen von 1400 Zuschauern im Saal und hunderttausenden Zuschauern online gestellt. Michael Waning war vor Ort und wundert sich, warum scheinbar niemand echte Erkenntnisse aus dem Event gewinnen will.
Mark Zuckerberg hat sich in Berlin bei einem "Townhall Q&A" den Fragen von 1400 Zuschauern im Saal und hunderttausenden Zuschauern online gestellt. Michael Waning von der Hamburger Agentur Achtung war vor Ort und wundert sich, warum scheinbar niemand echte Erkenntnisse aus dem Event gewinnen will.
Es ging natürlich um Hasskommentare. Es ging natürlich um Datenschutz. Wenn Mark Zuckerberg nach Berlin kommt, um sich den Fragen deutscher Studenten und einigen tausend Facebook-Nutzern zu stellen, dann muss es um die Fetisch-Themen dieses Landes beim Umgang mit dem Silicon Valley gehen. Dabei waren die Antworten des Facebook CEOs gar nicht so glattgebügelt, wie man sich das vielleicht vorgestellt hat.
Statt zu triumphieren, dass Zuckerberg Fehler zugegeben hat, kann man das Townhall-Treffen auch produktiver analysieren. Für Kommunikationsverantwortliche zum Beispiel stecken in der guten Stunde Frage- und Antwortspiel einige spannende Erkenntnisse.
1. Für Facebook zählt nur der User
Die Nutzer sind Facebooks Kapital – und das weiß Zuckerberg. Beim Thema Marketing macht er deutlich, dass jeder Inhalt, den der Nutzer sieht, so relevant wie möglich sein muss. Und dazu erzieht er Marken konsequent. In Berlin sagte er, dass die Contentqualität von Facebook-Werbung insgesamt besser und damit im Newsfeed auch sichtbarer werde. Aber er wies auch explizit darauf hin, dass in den USA und Deutschland bei vielen Marken noch Nachholbedarf bestehe. Er wird die Reichweite wohl trotz steigender Social-Werbebudgets noch weiter beschneiden, wenn sich das nicht ändert.
2. Instagram ist erst der Anfang
Die spitzeste Frage des Tages lautete: "Was würden Sie machen, wenn Sie CEO von Twitter wären?" Zuckerberg nahm Instagram als Gleichung her, um aufzuzeigen, woran es Twitter mangelt. Dabei wurde klar: Facebook hat bisher vor allem die private Kommunikation für sich beansprucht (Facebook, Messenger, Whatsapp), jetzt hat Zuckerberg Multiplikatoren jeder Couleur im Visier – vielleicht spielt hier die erfolgreichere Konkurrenz von Snapchat eine Rolle. Er ließ durchblicken, dass er noch viel offenes Potenzial in den One-to-Many-Kommunikationsmöglichkeiten für Stars, Politiker und andere gesellschaftliche Player auf seinen Plattformen sieht. Instagram-Influencer sind da wohl erst der Anfang.
3. Die Filterblase ist ein Bauchgefühl
Es gab harte Fakten zum Thema Filterblase, die laut Zuckerberg ein falscher Eindruck sei: 30 bis 40 Prozent der Freunde eines Facebook-Nutzers hätten laut internen Untersuchungen andere Ansichten oder Überzeugungen als der jeweilige Nutzer selbst. Etwa 30 Prozent der Inhalte im Newsfeed würden das auch wiederspiegeln. Dann allerdings spiele unsere eigene selektive Wahrnehmung wieder eine Rolle, denn Interaktion finde eben doch hauptsächlich mit Inhalten statt, die zu uns passten. Den Rest blenden wir offenbar selbst aus, obwohl uns die Inhalte erreichen.
4. Social Virtual Reality
Aktuell setzen die Hardware-Hersteller ihre Hoffnungen für den Absatz von Virtual-Reality-Brillen vor allem auf die Gamesbranche. Oculus Rift, Treiber der ganzen Entwicklung, gehört aber zu Facebook. Für Zuckerberg ist die Technologie ein weiterer möglicher Schlüssel für die Mission seines Unternehmens, „Menschen zusammenzubringen“. „Shared Experiences“, also gemeinsam Erlebtes, steht für ihn dabei im Vordergrund. Video ist für Zuckerberg die Contentform schlechthin und VR könnte Distanzen auf neue Weise überbrücken.
5. Facebook Live wird groß
Unterm Strich war das Townhall Q&A vor allem eine perfekt inszenierte Tech-Demo: Der blaue Riese rollt aktuell Facebook Live aus, quasi das hauseigene Periscope. Das Potenzial für Marken hat Facebook mit der Übertragung des Events über Zuckerbergs Profil erfolgreich demonstriert.
Der Autor: Michael Waning startete seine Laufbahn als Tech-PR-Berater, spezialisierte sich vorübergehend auf Social Media und berät jetzt bei Achtung in Hamburg Kunden, die auf integrierte Strategien setzen.