Den wohl größten Mythos hatte der Digitalverband bereits letztes Jahr widerlegt. Er lautet: "Affiliate Marketing ist tot." Dass dem mitnichten so ist, zeigen die im August erstmals veröffentlichen Marktdaten. Demnach wurden im deutschen Online-Handel 2016 allein 7,6 Milliarden Euro durch Affiliate-Marketing umgesetzt – ein Plus von mehr als einer Milliarde Euro gegenüber 2014.

Ein anderes Vorurteil sei die vermeintliche größere Anfälligkeit für Fraud und Klickbetrug. Mit diesem Thema kam Affiliate Marketing vor einigen Jahren in Verruf. Betrügerische Seitenanbieter versuchten unter anderem, mit Fake-Bestellungen ihre Umsätze zu steigern. "Tatsächlich ist Affiliate nicht Fraud-anfälliger als andere Kanäle", sagt Piol. Man müsse allerdings Vorkehrungen treffen. "Wer die Hände in den Schoß legt, öffnet die Tore für Betrüger."

Damoklesschwert E-Privacy-Verordnung

Affiliate Marketing stehe zudem in dem Ruf, verhältnismäßig teuer zu sein. Zu Unrecht, sagt Piol. "Advertiser haben es selbst in der Hand, Kosten zu minimieren. Außerdem ist Affiliate-Marketing hoch effektiv – es fallen nur Kosten an, wenn Umsätze oder wertvolle Leads generiert werden."

Über der aktuellen Image-Initiative hängt indes ein Damoklesschwert. Würde das neue EU-Datenschutzgesetz E-Privacy-Verordnung spätestens 2019 so umgesetzt wie derzeit geplant, wäre Affiliate Marketing stark betroffen. Es basiert wesentlich auf dem Platzieren so genannter Cookies. Dies würde durch die neuen Vorschriften aber stark eingeschränkt oder gar de fakto unmöglich gemacht.

Das E-Privacy-Problem wird in der BVDW-Schrift kaum behandelt – "weil eben noch nicht genau feststeht, inwiefern und mit welcher Konsequenz der aktuelle Diskussionsentwurf letztendlich in einer Verordnung umgesetzt werden wird", sagt Piol. "Deshalb ist es umso wichtiger, gerade jetzt auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die Affiliate Marketing bietet."


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.