Was bietet eine TEDx ihren Teilnehmern?

Grundsätzlich ist die TED als Konferenz multidisziplinär angelegt. Es geht darum, inwieweit Technologien, Innovationen und Ideen etwas verändern können. Da sah ich gerade in Deutschland einen sehr großen Markt mit  großem Potenzial und habe dann entschieden, dass es sich lohnt, es zumindest auszuprobieren.

Das Motto der diesjährigen Konferenz lautet "Auf den zweiten Blick/ At second glance". Was ist damit gemeint, Herr Wöltje?

"Auf den zweiten Blick" ist ein typisches TED-Motto. Es kann zum Beispiel heißen, Vorurteile über den Haufen zu werfen, mehr in die Tiefe zu gehen und Dinge unter einem ganz anderen Blickwinkel zu beleuchten. Die Idee dahinter war, dass die Talks in ihrer Herangehensweise alle denselben Spirit teilen. Unabhängig davon, ob das Thema aus Wissenschaft, Wirtschaft, Entertainment, Technologie stammt.

Die letzten beiden TEDx-Events in München waren mit je 150 und 500 Teilnehmern vom Umfang her kleiner. Warum ziehen Sie die Sache nun größer auf?

Stephan Balzer: Wir haben uns mit den Salons vorgetastet und festgestellt, dass da enormes Potenzial vorhanden ist und gerade München eine Community hat, die sehr interessiert, aufgeschlossen und neugierig ist. Daher trauen wir uns jetzt zu, in eine größere Location zu gehen.

Florian Zibert: Ich glaube auch, dass München reif ist, sich zu entwickeln. Gerade mit derartigen Veranstaltungen. Gleichzeitig ist die Stadt noch total unbestelltes Land. Das merkt man, wenn man sich hier mit der Bewerbung von TED beschäftigt. Für mich ist das wirklich erstaunlich, fast schon erschreckend, wie wenig Menschen TED kennen.

Herr Zibert, wie sehen denn die Marketingaktionen aus, um dies zu ändern?
 
Dazu haben alle ihren Beitrag geleistet. Für die PR war Red Onion in Berlin verantwortlich. Aber wir haben auch eine Münchner PR-Agentur, die uns hier vor Ort unterstützt. Wir haben Plakate entworfen und aufgehängt und Flyer guerillamäßig verteilt. Wir bedienen Social Media Plattformen einerseits mit gekauften Maßnahmen und andererseits posten und werben Freunde von uns in befreundeten Netzwerken.

Wie viel Personal beschäftigen Sie für die Organisation?

Inklusive der Volunteers sind wir locker 40 Leute.

Wen genau wollen Sie mit der Veranstaltung ansprechen?

Florian Zibert: Grundsätzlich darf jeder kommen, der Lust hat. Die Zielgruppe formiert sich vielleicht auch ein wenig von selbst. Denn man muss schon eine gewisse Leidenschaft für TED-Themen mitbringen, um zu sagen "Hey, ich hab Lust mich am Samstag ins Residenztheater in München zu setzen und mir sechs Stunden lang Talks anzuhören".

Stephan Balzer: "In den anderen Städten waren zwei Drittel der Teilnehmer unter 40. 20-30 Prozent des Publikums bestand aus Young Professionals sowie sehr vielen Studenten. Der Hauptkreis besteht aus (Young-) Professionals, Studenten, Leuten aus dem Bereich NGO, Innovation, Design/Architektur und Kommunikation."

Müssten Sie nicht vermehrt auch Leute aus der Wirtschaft ansprechen? Gerade weil es doch vorrangig darum geht, nachhaltig zu wirtschaften und zu arbeiten?

Stephan Balzer: "Absolut! Ich fände es super, wenn das so wäre. Aber man muss immer ganz realistisch sein. Wenn man bei großen Unternehmen mit einer TED daherkommt, dann ist die erste Frage immer: "Kann man da etwas sponsern?" Und die zweite Frage ist dann: "‚Kann unser CEO da einen Vortrag halten?" Danach wollen Sie meistens wissen, ob das jetzt eine Tech-Konferenz oder eine Werbekongress ist. Man muss zunächst erst einmal erklären, dass es um Multidisziplinarität geht und nicht Business-Vorträge gehalten werden.
Die Funktion und die Kraft einer TED-Konferenz sind in den deutschen Führungsetagen noch nicht angekommen. Leadership braucht Inspiration. Das ist noch sehr konservativ. Wir stehen da noch ganz am Anfang.

Erstmals verantworten und organisieren Sie gleichberechtigt die TEDx-Veranstaltung. Wie teilen Sie sich die Arbeit auf?

Florian Zibert: Wenn man mal von den Hausaufgaben kommen anfängt ist es natürlich klar, dass wir Münchner uns um die Location kümmern. Gleichzeitig setzen wir uns mit dem Publikum auseinander. Wir versuchen unsere lokalen Kontakte und Communities als Gäste zu gewinnen. Das ist ja auch ein Hauptmerkmal der TED, dass man Gäste kuratiert und ein entsprechend hochwertiges Publikum zusammenbringt.

Stephan Balzer: Wir Berliner kümmern uns um die grundsätzliche Kommunikation, sprich PR und Online. Dazu betreuen wir auch noch den Partner- und Sponsorenteil, ein ganz wichtiger Bereich. Veranstaltungen wie die TED können nur existieren, wenn Partner und Sponsoren da sind, die mitmachen und helfen, diese Idee zu kommunizieren. Zudem arbeiten wir wie auch in Hamburg und Berlin gemeinsam mit allen am Programm und coachen die Speaker.

Florian Zibert: Gregor ist verantwortlich für das wunderschöne Design, mit dem wir hier arbeiten. Außerdem war er der Anstoßgeber für das diesjährige Motto und hatte einen ganz entscheidenden inhaltlichen Einfluss auf das Programm.
 
Gregor Wöltje: Ich kümmere mich um Inhalt, Kommunikation und die Beiträge, also auch um die Sprecherauswahl.

Die TED hier in Deutschland zu veranstalten, dürfte nicht gerade günstig sein. Für ein Ticket verlangen Sie 119 Euro. Studenten zahlen 49 Euro. Was machen Sie, wenn sich die TED letztendlich nicht rechnet, Herr Balzer?

Das ist mein Risiko. Da sagt die TED: ‚Das ist dein Problem’. Der Lizenzgeber ist nicht dafür verantwortlich, dass wir das durchführen können. Als Organisatoren sind wir selbst für die Kosten verantwortlich.

Herr Zibert, Sie schreiben auf Ihrer Internetseite, der Mensch sei überzeugt von Dingen, die er sexy und attraktiv finde. Erfolg habe das, was Vertrauen schaffe. Ihr Ziel sei es "Vertrauen und Attraktivität nachhaltig und anhaltend erlebbar zu machen". Klingt doch sehr vage und philosophisch. Wie füllen Sie das während der TEDx mit Leben?

Florian Zibert: Wir haben gemeinsam eine Kombination geschaffen aus vielen Bestandteilen. Dazu gehört zuvorderst sicherlich das Programm. Hinzu kommt die Location, das Residenztheater, sowie andere Parameter. Wir wollten ein Programm zusammenstellen, das der Teilnehmer eine Mischung aus zufriedener Erschöpfung, aus Kreativität, aus Inspiration und aus Emotionalität mit nach Hause nimmt.

Gregor Wöltje: Die TEDx ist ein intellektuelles Überraschungsei: Du bekommst etwas für die Birne, etwas zu lachen – und sogar noch etwas zu essen.