Zu den Testern des Facebook-Projekts zählt ebenfalls Zeit Online. Interessant sind für Chefredakteur Jochen Wegner folgende Fragen: Ist die Nutzung solcher Inhalte tatsächlich intensiver ist als die anderer? Lassen sich mit Instant Articles neue Leser gewinnen? Wie funktioniert die Vermarktung? "Nachdem wir das geprüft haben, diskutieren wir die nächsten Schritte."

Die Redaktion von Bild.de experimentiert inzwischen auch mit Facebooks Messenger-Funktion - nach Verlagsangaben als allererste überhaupt. Zum Auftakt wurden mit Hilfe des Berliner Startups Spectrm Nachrichten per Messenger zur Transferphase der Bundesliga oder zum jüngsten "Dschungelcamp" auf RTL. Wie weit sich das ausbauen lässt, wird gerade getestet.

Aber warum gerade Facebook? "Facebook hat weltweit 1,6 Milliarden aktive Nutzer, das heißt, die breite Masse hält sich nun einmal dort am häufigsten und am längsten auf", sagt Stephan Weichert, Professor für Journalismus und Digitale Kommunikation an der Hochschule Macromedia in Hamburg. Gemeinsam mit Whatsapp, das ebenfalls zum Unternehmen gehört, sei es der erfolgreichste Player im Social-Media-Bereich. "Es ist für viele Verlage nur konsequent, dort präsent zu sein."

Für die Medien dürfte nicht zuletzt interessant sein, auf Facebook User zu erreichen, die keine Vorliebe für Print-Produkte haben. Dorthin zu gehen, wo neue Zielgruppen schon zu finden sind, klingt einleuchtend. Wenn Medien die Vermarktung von Werbung selbst in die Hand nehmen, dürfen sie die Einnahmen außerdem komplett einstreichen. Übernimmt Facebook das Geschäft, behalten sie noch 70 Prozent. Hinzu kommt: Bei Instant Articles bauen sich die Inhalte auf dem Display des Smartphones deutlich flotter auf als Homepages am Rechner. Und wenn User eines nicht mögen, dann sind das lange Ladezeiten.

Das Projekt ist allerdings von Anfang an umstritten: "Werden Leser überhaupt noch wahrnehmen, woher eine Geschichte stammt?", hatte etwa Jill Abramson, die frühere Chefredakteurin der "New York Times", skeptisch gefragt. Denn wenn die Artikel alle auf einer Plattform zu finden sind, ist für Leser dann noch wichtig, woher sie stammen? Oder verliert das Medium als Marke an Bedeutung, das den Text liefert?

Skeptisch ist auch die "taz": "Via Facebook kommen Leserinnen und Leser auf taz.de. - Gerne. Wir überantworten Facebook gleich unseren Journalismus? - Nein, danke", lautet die Position der Chefredaktion. Die "taz" hat zwar auf Facebook mehr als 200 000 Likes, die dazu beitragen, dass Inhalte gelesen werden. Aber das freiwillige Finanzierungsmodell "taz zahl ich" funktioniere nur auf der eigenen Website, so Chefredakteur Georg Löwisch. Texte gratis auf Facebook zu veröffentlichen, macht für die Zeitung daher keinen Sinn. Eine Einstellung, die einige Verlage teilen könnten.