Ein guter Zeitpunkt für die Netflix-Chefetage, einen Werbe-Ausflug nach Europa zu machen, angeführt von Gründer und Chef Reed Hastings und seinem Programm-Boss Ted Sarandos, der in diesem Jahr fünf Milliarden Dollar für Inhalte ausgeben wird, davon mehrere hundert Millionen für Eigenproduktionen. Online-Fernsehen sei einfach besser, weil es Nutzern mehr Freiheiten gebe, bekräftigt Hastings abermals. Und Sarandos erzählt, wie er seinerzeit für "House of Cards" mit Kevin Spacey sofort einen Deal für zwei Staffeln angeboten habe, ohne wie sonst bei Fernsehsendern üblich erst die Zuschauer-Reaktion auf eine Pilot-Folge abzuwarten. "Wir haben uns die Daten der Beteiligten Autoren und Schauspieler bei den Nutzern angesehen - und es war klar, dass es ein Erfolg wird."

Die Algorithmen, die bestimmen, was einem Nutzer als empfohlener Inhalt vorgeschlagen wird, preist Netflix als Geheimrezept im Hintergrund an. Wie gut sie funktionieren, wird permanent an der Akzeptanz bei den Kunden kontrolliert. "Wir haben einmal Filmkritiker mit ihren Empfehlungen gegen die Algorithmen antreten lassen", sagt der zuständige Manager Todd Yellin. "Die Algorithmen haben gewonnen."

Ashton Kutcher erzählte von seiner neuen Sitcom "The Ranch", die mit vier Kameras live im Studio vor Publikum gedreht wird. Spacey unterhielt als Stargast das Publikum mit einer Anekdoten darüber, wie der von ihm in "House of Cards" gespielte skrupellose US-Politiker Francis Underwood in China populär ist, weil er doch gegen Korruption kämpfe. Erst nach dieser Rolle hätten die Leute in China angefangen, ihn auf der Straße zu erkennen, sagt Spacey. Allerdings läuft die Serie dort bei anderen Anbietern und Hastings kann nach wie vor nicht sagen, wie lange die Verhandlungen mit chinesischen Behörden noch dauern werden. Und der Erfolg von "House of Cards" ist für Netflix auch in Deutschland eher bittersüß: Die erste Produktion des Dienstes ist hierzulande wegen verkaufter Rechte zunächst beim Bezahlsender Sky zu sehen.

In Paris scheute Netflix keinen Aufwand, um die Europäer zu beeindrucken. Als Kantine wurde die Gefängnis-Dekoration aus "Orange is the New Black" nachgebaut, samt der stilechten Metall-Teller. Und auch Frank Underwoods liebster Barbecue-Schuppen, in dem er sich seine Spare Ribs servieren lässt, fehlte nicht.