
Joseph Ratzinger:
Papst-Rücktritt: Im Social Web ist Benedikt noch Pontifex
Es ist die Sensation des Tages: Papst Benedikt XVI. kündigt seinen Rücktritt an. Aber nicht auf Twitter......
Es ist die Sensation des Tages: Papst Benedikt XVI. kündigt seinen Rücktritt an. Auf der Website von Radio Vatikan sind erste Abdankungsberichte italienischer Medien offiziell bestätigt worden. In der fast 2000-jährigen Geschichte des Papsttums ist es erst das zweite Mal, dass ein Pontifex sein Amt niederlegt. Auf dem kürzlich gestarteten Twitter-Account Benedikts lässt die Nachricht aber noch auf sich warten. Der letzte Eintrag ist vom 10. Februar, lässt aber schon Raum für Spekulationen: "We must trust in the mighty power of God’s mercy. We are all sinners, but His grace transforms us and makes us new".
Dennoch verbreitet sich die Nachricht vor allem in den sozialen Netzwerken rasend schnell. Wie dies geschah, legt auf eindrückliche Weise die Mechanismen des Social Web offen. Zunächst galt es, möglichst schnell zu zeigen, dass man - ganz am Puls der Zeit - unter den ersten Lesern war, die von dem geplanten Rücktritt erfuhren. In einer zweite Stufe war dann die Demonstration des eigenen Esprit gefragt. Binnen kürzester Zeit kursierten zahllose mal mehr, mal weniger kreative Witze zum Papst-Rücktritt:
"was macht der papst nach dem rücktritt?" - "eine kreuzfahrt."
— Heiko Hebig (@heiko) 11. Februar 2013
Der Papst gibt auf. Die zwei Monate Twitter waren zu anstrengend.
— Daniel Schwerd (@netnrd) 11. Februar 2013
Was macht denn so ein zurückgetretener Papst eigentlich ? Kriegt er dann Rente oder was ? Geht er ins Dschungel Camp ?
— Dr. Hundertmark (@HerrHundertmark) 11. Februar 2013
Ratzinger wechselt ablösefrei zu den Prostestanten. Neuer #Papst wird Felix Magath. Er erhält einen 2-Jahres-Vertrag.
— Denis Krick (@DenisKrick) 11. Februar 2013
Natürlich fehlt auch die Verbindung zur aktuellen Plagiats-Debatte nicht:
Der #Papst tritt zurück. Er hatte in seiner Doktorarbeit die Bibel zitiert. Stellt sich raus fiktive Quellen gelten nicht.
— Nils Bomhoff (@boedefeld_) 11. Februar 2013
Dirk von Gehlen, Redaktionsleiter der "SZ"-Plattform jetzt.de, hat bereits am Montagmittag eine lesenswerte Analyse der sozialmedialen Papstwitze-Mechanismen abgeliefert.
Die Erregungskurve flachte ebenso schnell wieder ab, wie sie entstanden ist, und bevor man sich entschließen konnte, ob man den Twitter-Humor nun gut oder schlecht finden sollte, stellte sich auch schon (Stufe drei) der allgemeine Überdruss an Papst-Witzen ein:
Ich sagte: Jeder nur 5 Papstwitze.Das reicht jetzt. DankeKussi
— Jeanne (@duundichever) 11. Februar 2013
Papst-Witze sind ja soooooo 11.49 Uhr.
— Markus Huendgen (@videopunk) 11. Februar 2013
herrgott hilf und erspare uns armen menschen die schlappen papstwitze auf twitter!
— Fred (@fred_zwitschert) 11. Februar 2013
Und bis man morgen einen gespannten Blick auf die Bild-Titelseite werfen kann, ist das Thema im Web schon längst durch. Doch selbstverständlich profitieren auch die Medienhäuser vom Papst-Schock. Auf Spiegel Online etwa bekam die Meldung zum Rücktritt innerhalb von 20 Minuten 1.600 Facebook-Shares.